Der wirklich wahre Wilde Osten

Prüm · Er ist Schauspieler, Fernsehmoderator, Autor, Bio-Bauer, Noch-Schweizer und Wahl-Brandenburger: Dieter (Max) Moor hat beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm Geschichten aus der ostdeutschen Provinz vorgetragen.

 Erzählt Geschichten aus seiner Wahlheimat: Dieter (Max) Moor beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm. TV-Foto: Daniel John

Erzählt Geschichten aus seiner Wahlheimat: Dieter (Max) Moor beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm. TV-Foto: Daniel John

Prüm. Cowboys reiten auf ihren Mustangs durch die endlose Weite der Prärie, wo riesige Herden von Rindern und Büffeln grasen. Abends trifft man sich im Saloon, im Halfter den noch rauchenden Colt. So oder ähnlich muss es in Amerika zugehen - zumindest im Klischee der Western-Filme.
Und vom Leben in Amerika berichtet auch Dieter Moor, der sich inzwischen Max nennt, beim Eifel-Literatur-Festival. Doch sein Amerika liegt irgendwo im Wilden Osten Deutschlands, in der brandenburgischen Provinz. Hier grasen die Wasserbüffel und Galloway-Rinder auf märkischem Sand, der Saloon, das ist die Dorfkneipe von Wirtin Babuschka und statt auf einem Mustang "reitet" Bio-Bauer Moor auf seinem Hürlimann, einem alten eidgenössischen Traktor über seine "Ranch". Eine Reminiszenz an seine Schweizer Vergangenheit.
Zugegeben, das Dorf "Amerika" ist fiktiv, ebenso wie seine Bewohner Krüpki, Teddy, Bauer Müsebeck oder Schwester Alma, Ähnlichkeiten mit Hirschfelde - einem ländlich geprägten Stadtteil von Werneuchen, wo Moor wirklich lebt - und mit lebenden Personen sind aber nicht zufällig: Eindrücke, Erlebnisse, Erzählungen, so Moor, "vermischen sich zur wirklich wahren Geschichte - in meiner Wirklichkeit".
Die Erzählungen aus Moors zweitem Buch "Lieber einmal mehr als mehrmals weniger", noch unter dem Vornamen Dieter verfasst, sind eine - bisweilen gut versteckte - Liebeserklärung an die Brandenburger, einen Menschenschlag so knorrig wie märkische Kiefern.
"Eigentlich", findet Moor, sei das, was er schreibt, doch "keine Literatur - nur aufgereihte Buchstaben". Josef Zierden, der Macher der Eifel Literatur Festivals und 700 Besucher in Prüm sehen das offenbar anders.
Sie haben ihren Spaß mit Hebamme Alma, die nun "ooch noch\'n Köter uff meene Liste" hat, nachdem sie Ivan den Schrecklichen, den Hund von Wirtin Babuschka ("Is jut, mein Süßer!") vor dem Verbluten gerettet hat. Sie verstehen, dass Krüpki Moor warnt, eine Terrasse zu bauen ("Mach et nich!"), weil dessen Frau erst ein Dach, dann einen Windschutz, schließlich einen Wintergarten wollte - nur um im Sommer festzustellen, dass es eigentlich doch schöner wäre, draußen zu sitzen. Und sie erfahren, wie Moor zum Tannenmörder wurde.
Nur gut, dass es keine märkische Kiefer war - denn das würde ihm in Amerika (pardon: in Brandenburg) wohl niemand so schnell verzeihen.

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