Des Künstlers Käsemesser

Wer es bis jetzt noch nicht geschafft hat, ein Gemälde des französischen Impressionisten Claude Monet (1840-1926) für den Platz überm heimischen Sofa zu ergattern - sei es, weil der Kunstliebhaber nicht immer die 40 Millionen Euro in der Schublade liegen hat, die für manches Werk des Künstlers bereits auf den Tisch gelegt wurden; sei es der Tatsache geschuldet, dass der Markt mit Monet-Bildern leergefegt ist - kann sich jetzt andere Dinge des Malers ins Haus holen: Skizzen, Fotos und sogar ein Käsemesser. Und damit man nicht die Katze im Sack kauft oder ersteigert, werden sämtliche Objekte bis kommenden Sonntag in Paris gezeigt und anschließend in Hongkong (!) versteigert.

Dabei essen Chinesen doch gar keinen Käse, heißt es immer - weil Asiaten angeblich nichts mögen, was streng riecht. "Diese Kollektion verschafft einen intimen Einblick ins Leben des Künstlers Monet und des Sammlers Monet", sagte Adrien Meyer, beim Auktionshaus Christie's zuständig für die Impressionistische und Moderne Abteilung. "Wir können nicht nur die Entwicklung von Monets Stil beobachten, sondern nachvollziehen, was ihn inspirierte, nach wegbahnenden Mitteln der Repräsentation zu streben." Wozu offenbar auch oben erwähntes Käsemesser gehört. Während das frühe Monet'sche Messer eher Camembert zerteilte, drang die späte Klinge eher in einen Bleu d'Auvergne ein. Zugegeben, das ist jetzt ein bisschen spekulativ, aber schmackhaft ist es allemal. Wenn man denn Schimmelkäse mag.
Aber es ist nicht alles Käse, was aus dem Hause Monet auf den Tisch kommt. Auch eine Brille des Malers wird versteigert; der Schätzpreis mit 1000 bis 1500 Dollar angegeben. Der erfolgreiche Bieter wird anschließend mit Recht sagen können, dass er die Welt nun mit den Augen (oder zumindest den Gläsern) eines genialen Künstlers betrachten kann (war der eigentlich weit- oder kurzsichtig? Wäre vielleicht ein interessanter Aspekt und Thema für eine Dissertation über den Maler). Eine nicht anerkannte Tochter von Monets Sohn Michael hatte die Sammlung der Objekte ihres illegitimen Großvaters bisher in Verwahrung. Da sieht man mal, was aus dem Erbe eines Künstlers werden kann, wenn sich irgendwer im Stammbaum außerehelichen Freuden zuwendet - Freuden, die nicht folgenlos bleiben. Natürlich eröffnen sich hier ganz neue Perspektiven für den Kunstmarkt. Wie wäre es, wenn man sich Rembrandts Schemel, auf dem er beim Malen saß, an den Wohnzimmertisch stellen könnte? Dürers Staffelei vors Fenster? Picassos Pinsel in eine Blumenvase? Oder Jackson Pollocks verschmierte Pötte, mit denen er Farben geradezu orgiastisch auf die Leinwände gegossen hat, auf die Fensterbank? Auktionatoren und Kunsthändler, aufgepasst: Da tun sich für euch ganz neue Verdienstquellen auf!
Bleiben wir bei der Kunst und gehen von Leinwand zu Bildschirm: Antonio Banderas übernimmt die Rolle von Pablo Picasso in einer Serie, die weltweit ausgestrahlt werden soll und den bescheidenen Titel "Genius: Picasso" trägt. Die Premiere ist fürs nächste Jahr geplant, und die zehnteilige Serie über den spanischen Maler soll in 171 Ländern auf 45 Sprachen zu sehen sein, wie der Bezahlsender National Geographic mitteilt. Bei großen Männern denkt man eben groß. Und wir erfahren ganz Neues über den Schauspieler Banderas (57): "Ich habe großen Respekt für den Mann, der auch aus meiner Heimatstadt Málaga stammt", sagte er. "Die Lebensgeschichte von Pablo Picasso fasziniert mich schon lange." Kann natürlich auch sein, dass der spanische Mime vom Honorar fasziniert war, das er für seine Arbeit wird einstreichen können. no/dpa

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