Des Künstlers Rückkehr

Max Lazarus (1892-1961) zählt zu den bedeutendsten Trierer Künstlern. Er geriet in Vergessenheit, weil er während der Nazi-Zeit emigrieren musste. Das Stadtmuseum Simeonstift würdigt ihn nun mit einer Ausstellung, die auch Schauplatz einer ergreifenden Familienzusammenführung geworden ist.

Trier. Als am sonnigen Freitagmorgen Norma Kerr aus Los Angeles das Stadtmuseum Simeonstift in Trier betritt, begegnet sie ihrem Cousin zweiten Grades zum ersten Mal. Mit fünf Familienmitgliedern ist er aus Israel angereist, das jüngste davon noch im Kinderwagen, um die lebensfrohe 87-Jährige kennenzulernen.

19 weitere Mitglieder der Familie, unter anderem aus Luxemburg und Frankreich, werden am Wochenende folgen. Es ist ein großes Familientreffen, das nur durch die neue Sonderausstellung über den emigrierten Trierer Künstler Max Lazarus zustande gekommen ist. Eine Ausstellung, die nicht nur das Werk, sondern auch das Familienschicksal des Künstlers und seiner Nachkommen aufbereitet.

Max Leon Lazarus wurde 1892 in Trier geboren. Seine damaligen expressiven Malereien, unter anderem nach dem Vorbild Max Liebermanns, befassten sich oft mit der Stadt und der Moselregion - vor allem die roten Felsen im komplementären Zusammenspiel mit der grünen Umgebung hatten es ihm angetan. Aber auch als Synagogenmaler machte sich Lazarus im westlichen Deutschland einen Namen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das Schaffen des jüdischen Künstlers jäh unterbrochen. 1938 floh er mit seiner Frau und seiner Tochter in die Vereinigten Staaten nach St. Louis. Seine Malereien passen sich der neuen Gegend an: Sie zeigen das bunte, hektische Treiben in der Stadt.

Später zog die Familie nach Denver. Die Großstadt mit ihren Bauten inspirierte den Künstler, mehrere Baustellenbilder zeugen davon. Er erhielt eine Anstellung als Kunstlehrer, war in mehreren Ausstellungen vertreten.

1954 besuchte er ein letztes Mal seine Heimatstadt Trier. 1961 schließlich starb Lazarus an den Folgen seiner Tuberkuloseerkrankung. Als die Kuratorin der Ausstellung, Bärbel Schulte, ihre Recherchen über den Künstler begann und dafür auch die Familiengeschichte Lazarus' untersuchte, war seine Tochter Norma Kerr zunächst gar nicht begeistert. 40 Jahre lang lagen die Werke ihres Vaters im Schrank, sie wollte die ganze Geschichte vergessen. Aber sie ließ sich vor allem von ihrer Tochter umstimmen. Besonders die moderne Präsentation der Werke ist nach ihrem Geschmack: "Ich bin sprachlos, es ist hier wie im Getty-Museum in Los Angeles. Es würde meinem Vater gefallen." Ihre ebenfalls angereiste Tochter Texanna McGinnis ist beeindruckt: "Die Deutschen tun mittlerweile so viel, um die Geschichte des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Es wird Zeit, dass man das auch anerkennt."

Zum ersten Mal nach 73 Jahren ist Kerr wieder in Trier. Die Stadt habe sich sehr verändert. "Als ich hier lebte, gab es in ganz Trier nur drei Autos. Und nun fahren die Leute hier genauso viel und verrückt wie in Los Angeles!" Lazarus selbst hatte nie von seiner Heimat erzählt. Und das, obwohl er die Stadt sehr geliebt habe, sagt Kerr. "Die Flucht hat ihm das Herz gebrochen." Diese Trauer habe sich durch die gesamte Familiengeschichte gezogen. "Auch ich habe sie in mir getragen." Durch die Aufarbeitung und die Ausstellung habe sich das geändert. "Nach so langer Zeit bin ich nun endlich glücklich."

Die Ausstellung wird am Sonntag, 21. März, 11.30 Uhr, eröffnet. Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10-18 Uhr. Eine Abendführung gibt es am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort