Deutsche Spieloper und Comédie française im Paket

Trier · Zwei unbekannte Opern des 20. Jahrhunderts, komponiert von zwei Klassikern der Moderne: Das ist beim Trierer Musiktheater-Publikum normalerweise ein programmiertes Debakel. Aber der Doppelpack Orff/Ravel, der am Samstag Premiere feiert, könnte für Überraschungen sorgen.

Trier. Von Opern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verspricht man sich nicht unbedingt einen fröhlichen Theaterabend. Wer noch die streng stilisierte Orff-"Antigonae" von den Antikenfestspielen in Erinnerung hat, wird staunen über die Leichtigkeit und das Augenzwinkern in der Musik, die Carl Orff für seine "Kluge" geschrieben hat. "Im Grunde eine Spiel-Oper", so verortet Regisseur Sven Grützmacher das Märchen um eine clevere Bauerstochter, die sogar einen König in die Tasche steckt - genauer gesagt, in eine Truhe.
Den König singt, als Gast, Reuben Willcox, sicher manchem als Don Giovanni im Merziger Opernzelt in guter Erinnerung. Der Bariton, der derzeit mit der legendären "Dido und Aeneas"-Produktion von Sasha Waltz weltweit unterwegs ist, hört bei dem Einakter "viele Anklänge an die Carmina Burana" heraus.
Die Titelrolle wird von der Sopranistin Evelyn Czesla verkörpert, für die "Die Kluge" mit ihrer starken Betonung auf der Sprache gar nicht weit weg liegt von Brecht/Weill. "Volkstümlich" nennt sie das Stück, "facettenreich und sehr eingängig".
Volkstümlich und eingängig


Dass Orffs Oper den gewichtigeren Part des Doppel-Features bildet, daran lässt Regisseur Grützmacher keinen Zweifel. Die andere Hälfte verdankt das Publikum einem Faible des französischen Generalmusikdirektors Victor Puhl für Maurice Ravel. Dessen "Spanische Stunde" ist eine Art Barbier von Sevilla für Erwachsene: Eine turbulente Komödie um die Frau eines Uhrmachers, die es mit der ehelichen Treue weit weniger genau nimmt als ihr Gatte mit der Uhrzeit.
Kristina Stanek, Triers erfolgreiche Evita, singt die heißblütige Dame, deren Rolle 1911 bei der Premiere in Paris für einen Skandal sorgte. Amadeu Tasca gibt ihren bevorzugten Liebhaber, und drumherum gruppiert sich das gesamte Trierer Musiktheater-Ensemble. "Die dürfen darstellerisch die Sau rauslassen", verspricht Grützmacher, der darauf verzichtet hat, den beiden sehr unterschiedlichen Teilen eine gemeinsame dramaturgische Klammer aufzuzwingen.
Zwei Opern, zwei Bühnenbilder


So hat Bühnenbildnerin Hanna Zimmermann für ihr Trier-Debüt konsequenterweise zwei vollkommen unterschiedliche Bilder geschaffen. Auf die fantasievollen Kostüme von Claudia Caséra (sie stattete die prächtige "Lakmé" aus) darf man sich erfahrungsgemäß freuen. Und Regisseur Grützmacher, der neben dem Tanztheater offenbar immer mehr sein Faible für die Oper entdeckt, verspricht "ein bisschen Staatstheater im Stadttheater".
Termine: Premiere 30. März, Vorstellungen am 2., 5., 13., 18., 27. April; 19., 25. Mai; 9. Juni.

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