Die Bären sind los!

Bärensache: Jupiter Jones hat einen grandios verlaufenen Konzertsommer hinter sich. Vor 1500 Zuschauern auf der Exhaus-Sommerbühne haben die Eifeler gezeigt, warum sie derzeit in Deutschland die Band der Stunde sind.

 Heimspiel vor ausverkauftem Haus: Jupiter Jones mit Gitarrist Sascha Eigner, Sänger Nicholas Müller, Schlagzeuger Marco Hontheim, Bassist Andreas Becker (von links) und Tour-Keyboarder Tobias Schmitz (Zweiter von links). TV-Foto: Andreas Feichtner

Heimspiel vor ausverkauftem Haus: Jupiter Jones mit Gitarrist Sascha Eigner, Sänger Nicholas Müller, Schlagzeuger Marco Hontheim, Bassist Andreas Becker (von links) und Tour-Keyboarder Tobias Schmitz (Zweiter von links). TV-Foto: Andreas Feichtner

Trier. Die Kritik kommt mit einem Grinsen. "Ach, er hätte ruhig auch Zweifelscheid nennen können", sagt der Nebenmann im Publikum. "Er", damit ist Jupiter-Jones-Sänger Nicholas Müller gemeint. Gerade hat er die Ballade "Berlin" angekündigt mit Verweis auf Orte seiner Jugend. Daleiden, Preischeid, Üttfeld. Die Band stammt aus einer selbst für Eifel-Verhältnisse schlank besiedelten Gegend. "Ihr sucht da, wir suchen hier", singt er über Berlin. Und: "Ihr habt nur ein paar Statisten mehr." Die Herkunft war für Jupiter Jones immer ein Thema, die Landjugend, später für einige in der Band auch die Landflucht. Und das Zurückkommen. Etwa nach Trier. Das ist so etwas wie die zweite Heimat.
Das von der Band organisierte "JupitAir-Singfest" auf der Sommerbühne, bei dem zuvor unter anderem Bakkushan und Ghost of Tom Joad für Stimmung sorgten, war bereits im Vorfeld ausverkauft. Über zwei Stunden lang gibt es die verlässliche JJ-Mischung, der Spagat, der immer besser gelingt: harter Punkrock, poppige Balladen. Textlich gibt\'s von der Band keine Trauer, ohne gleich Trost mitzuliefern. Die Botschaft in einem Satz: "Die Straße ist nicht immer eben - gerade deswegen: auf das Leben", singt Nicki Müller. Das versprach er schon auf dem ersten Album. Aber im Exhaus singen inzwischen 1500 Fans vor der Sommerbühne mit. Sie tanzen, johlen, einige lassen sich auf Händen tragen. Und fast alle ziehen eine von der Band spendierte Bärenmaske aus Papier über, als der Sänger dazu auffordert. Das Covermotiv des neuen Albums. Für die Eifeler Band führt der Weg schon seit Jahren bergauf. Eben ist er eben nicht. Die Jahresabschlusskonzerte im Exhaus-Keller waren schon vor drei, vier Jahren ausverkauft. Aber die breite Masse bekam das damals nicht mit. Die Fersehteams kommen erst seit diesem Jahr. So muss die Band heute noch schmunzeln, wenn sie wieder mal als Newcomer herhalten muss. Es gab ein Leben vor der Radio-Single "Still", die sich inzwischen 300 000 Mal verkauft hat. Ein Leben vor ZDF-Morgenmagazin und Auftritten vor 50 000 Zuschauern bei "Rheinkultur". Im Exhaus hat die Band auch schon vor ein paar Jahren und ein paar Dutzend Zuschauern den Trierer Rockförderpreis gewinnen wollen. Das misslang damals.
Der Sänger lässt sich nicht von einem geschundenen Knie das Heimspiel vermiesen - vor ein paar Tagen war ihm "zum ungefähr 40. Mal" die Kniescheibe herausgesprungen. Diesmal rissen einige Bänder. Sein Vater erfuhr erst aus dem TV, dass sein Sohn kurzzeitig im Krankenhaus war. Aber das eigene Festival lasse er sich nicht entgehen. Denn so viele Freunde, Verwandte und alte Weggefährten trifft die Band außerhalb von Trier eigentlich nirgends. Einzige Ausnahme: Am 2. Oktober ist für JJ noch mehr Heimspiel angesagt. Dann gibt es nach sieben Jahren wieder einen Auftritt in Prüm - drei Tage nach Stefan Raabs Bundesvision Song Contest, bei dem Jupiter Jones Rheinland-Pfalz vertreten wird. Vielleicht kommt in Prüm ja auch die 40-Seelen-Gemeinde Zweifelscheid zu Ehren.

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