Die beste Story aller Zeiten

Trier · Der schwedische Jazzposaunist Nils Landgren hat sich ein kühnes Experiment zugetraut: Auf seiner neuen CD "Some other Time" wagt er sich an Stücke von Leonard Bernstein. Beim Open-Air-Festival Porta{+3} können die Zuhörer Landgrens Interpretation von beliebten Klassikern unter anderem der "West Side Story" lauschen.

Trier. Beim Festival Porta{+3} wird Nils Landgren nicht der einzige Künstler bleiben. Mit Mark Forster und Konstantin Wecker treten am Wochenende zwei weitere bekannte Musiker vor der antiken Stätte auf. Warum Bernstein? Warum die West Side Story?Nils Landgren: Die Idee kam von meiner Plattenfirma, die fragte, ob ich Lust hätte, mich mit seiner Musik zu beschäftigen. Ich fand das sehr reizvoll und spannend, da ich seit meiner Jugendzeit ein Fan von Bernstein bin. Zudem ist West Side Story meines Erachtens die beste Musikstory, die jemals komponiert und intoniert wurde. Es gibt viele tolle Lieder mit tollen Texten.Was finden Sie so toll an Bernstein und seiner Musik?Landgren: Ich finde, die Musik hat Anspruch, ohne prätentios zu sein, sie hat Humor und Tiefe, Rhythmus und erzählt eine Geschichte, die immer noch modern ist. Eine zeitlose Geschichte. Shakespeare hat diesen Stoff mit Romeo und Julia ja schon berühmt gemacht, und West Side Story ist nichts anderes. Außerdem hat es seine Gültigkeit auch in der heutigen Situation in der Welt. Was in "Somewhere" gesungen wird "A Place for us, peace and quiet and open air, waits for us somewhere" nimmt Bezug auf so viele Leute, die auf der Suche sind, ein bisschen Frieden und Ruhe zu finden. Ist es nicht ein Riesenerbe, das Sie da angetreten haben?Landgren: Das ist es sicher, aber wenn man so denkt, kann man zu Hause bleiben und gar nichts machen. Ich wollte diesen Versuch wagen, und bis jetzt fühlt es sich wie ein gelungenes Projekt an.Warum gibt es so wenige Experimente mit dem Stoff von Bernstein?Landgren: Das kann ich nicht erklären, eigentlich finde ich es sogar erstaunlich, weil es so eine tolle Musik ist, mit so vielen tollen Melodien und bedeutungsvollen Texten. Bernstein war ein Komponist, und ich bin Musiker, ich wollte es einfach machen. Und bisher habe ich damit großen Erfolg. Wie viel von Nils Landgren ist denn in der Bernstein-Interpretation?Landgren: Jeder Ton, der durch mich geht, ist meine eigene Interpretation, auch wenn ich mich manchmal sehr nah an das Original halte. Ich bin sozusagen ein Filter, durch den die Musik geht. Hätten Sie denn gerne mal gemeinsam mit Bernstein auf der Bühne gestanden?Landgren: Daran habe ich nie gedacht, immerhin ist er schon eine ganze Weile tot. Aber natürlich, wenn es die Gelegenheit mal gegeben hätte, hätte ich das schon gerne mal gemacht. Ich fühle mich auf jeden Fall gut befreundet mit seiner Musik und seinen Gedanken, insofern stehen wir ein bisschen gemeinsam auf der Bühne.Der Titel der CD "Somewehre" klingt ein bisschen sehnsüchtig, ist das beabsichtigt?Landgren: Das passt zu meiner Persönlichkeit und meinen nordischen Wurzeln. "Some other time" aus dem Bernstein-Musical "On the town" könnte fast ein skandinavisches Volkslied sein, wegen seiner Melancholie und Sehnsüchtigkeit. Ich finde, dieser Song ist außerdem eine Zusammenfassung von dem, was wir mit der CD repräsentieren wollten. "Some other time" kann ja auch hoffnungsvoll sein, dass es eben dieses Mal nicht geklappt hat, dafür aber vielleicht nächstes Mal. Extra

Das Programm des Open- Air-Konzert-Wochenendes Porta{+3} Konstantin Wecker + Band Revolution - Sommerprogramm 2016: Freitag, 17. Juni, 20 Uhr, Porta Nigra Nils Landgren All Stars & Neue Philharmonie Frankfurt: "Some other time” - a tribute to Leonard Bernstein: Samstag, 18. Juni, 20 Uhr, Porta Nigra Mark Forster: Sonntag, 19. Juni, 20 Uhr, Porta Nigra

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