Die Dunkelheit besiegen

Eigentlich stellt Franziskus Wendels seine Werke in München, Berlin, Dortmund, Düsseldorf oder Wien aus. Nun zeigt der Dauner Künstler großformatige Bilder, Installationen und Videokunst in der Europäischen Kunstakademie. Die Ausstellung mit dem Titel "Paris - Envie" ist dort bis zum 4. Mai zu sehen

Trier. Licht. Es ist das Licht, das Thema bei fast allen Bildern von Franziskus Wendels ist. "Es geht um die Fähigkeit, Dunkelheit zu besiegen. Im künstlichen Licht liegt etwas sehr Ambivalentes und Scheinhaftes. Ein Bild ist dann gelungen, wenn in ihm ein hohes Maß an Suggestivität und Offenheit ist und der Betrachter nicht weiß, was passiert", sagt Franziskus Wendels. Seine Bilder haben trotz großer formaler Stringenz eine besondere Magie, sie lassen hinter der Bildoberfläche etwas spürbar werden, was im eigentlichen Sinne nicht sichtbar ist. "Man sieht nur, was man weiß. Was man weiß, sieht man nicht mehr", schreibt Wendels auf einer Seite seines Skizzenbuches einer Paris-Reise, das er mit der Europäischen Kunstakademie begleitend zur Ausstellung aufgelegt hat.Wendel's Bilder scheinen vom Licht gemalt. Ohne Licht gäbe es kein Motiv. Es sind nächtliche Großstadtansichten, lichtdurchflutete Straßen, hell erleuchtete Hochhäuser, Leuchtreklamen. Und doch nicht. Die Bilder sind keine fotografisch abgelichteten Reproduktionen der Realität, sie sind unwirklich und immateriell, changieren zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Zeit und Raum. Wendels malt sie aus der Erinnerung, aufgeladen mit Assoziationen. Die suggerierten Stadtansichten sind entvölkert, und doch sind die Existenz des Menschen und seine Geschichten in der extremen Künstlichkeit der Szenerie spürbar. "Ich will etwas anstoßen, dass sich daraufhin die ganze Geschichte entlädt", sagt der studierte Theologe, Philosoph und Kunsthistoriker.Ob rot, grün, blau, schwarz oder bräunliche Nachtschatten, monochrom arbeitet sich Wendels bei jedem Bild bis hin zum verschwommenen Weiß. Nur die Farbverläufe lassen die zu erahnenden Motive entstehen, die sich aus der Zweidimensionalität der Bildfläche schälen. Besonders verwirrend und geheimnisvoll enthüllt ein mit sperrmüll-tauglichen Requisiten gefüllter Raum erst in völliger Dunkelheit phosphoreszierende Spuren, Punkte, Linien. Spuren, die sich verdichten zur Kulisse einer Pariser Nachtansicht. Die Ausstellung "Paris - Envie" in der Europäischen Kunstakademie (Aachener Straße) ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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