Die epischen Priester

Sie gehören zu den erfolg- und einflussreichsten Metal-Bands überhaupt. Sie haben mit "Unleashed in the East" eines der besten Live-Alben aller Zeiten produziert und in den 80ern die "New Wave of British Metal" ausgelöst. Sie spielten in der Rockhal: Judas Priest.

 Kojak mit vollem Einsatz: Rob Halford gibt alles. Foto: Veranstalter

Kojak mit vollem Einsatz: Rob Halford gibt alles. Foto: Veranstalter

Esch-zur-Alzette. Viele alte und junge Metaller dürften es als Geschenk und Privileg betrachten, eine Band live zu sehen, die im Olymp der etwas lauteren Musik einen ewigen Stammplatz hat. Wer die Briten als 13-Jähriger Mitte der musikalisch völlig wahnsinnigen 80er zusammen mit Iron Maiden, Ozzy Osbourne und den Scorpions beim legendären "Rockpop in Concert: The Heavy Metal" in der Dortmunder Westfalenhalle erlebt hat, freut sich zunächst mal, dass Rob Halford und seine Jungs heute überhaupt noch auf der Bühne stehen - nach fast vier Jahrzehnten heftigster Bandgeschichte.Und natürlich stellt sich die Frage: Haben die Herren es noch drauf? Oder habe ich mehr von einem DJ, großen Boxen und einer Sammlung alter Priest-CDs?

In der Rockhal wurde eines deutlich: Ohne das Wissen um die enorme Bedeutung von Judas Priest, ohne die mittlerweile genetisch gespeicherte Begeisterung für diese Band wäre es vielen Fans in der Rockhal am Mittwoch schwer gefallen, aus sich raus zu gehen. Rob Halford, dessen Stimme früher Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal der Priester war, bewegt sich nur noch äußerst sparsam auf der Bühne und lässt seinen Gesang immer mal wieder effektlastig verstärken. Judas Priest spielen technisch sehr gut, manchmal sogar hervorragend, haben aber jegliche Dynamik durch Routine ersetzt.

Man kann den Jungs trotzdem einen Abend widmen. Finster blickt Halford, der Metal-Kojak, in die Runde. 1991 hatte er sich von der Band getrennt, 2003 kam er zurück. Die Fans wollten es so. Seine Stimme ist nicht mehr die gellende Gewalt von früher, aber sie hat noch genug Kraft, Erinnerungen zu wecken und Adrenalin freizusetzen.

"Electric eye" und "Defenders of the faith" bringen wohl nicht die enorme Energie, aber zumindest die Erinnerung an den Metal der 80er zurück, und Halford und Co. machen ihre Sache gar nicht schlecht. Auch die Priester haben natürlich diesen einen Song, den jeder hören will. "Let's talk a bit about the law" meint Halford im Plauderton und löst damit einen Donnersturm der Begeisterung aus. "Breaking the Law" kommt nicht erst im Nostalgie-Zugabe-Teil, sondern schon Mitte der ersten Stunde.

Der Auftritt in der Rockhal passt übrigens zeitlich hervorragend in den Stundenplan der Priester. Heute kommt ihr neues Album raus - ein Konzeptalbum, das sich um die Schriften des Nostradamus dreht. Die alten Fans sind noch da - und warten mit Spannung.

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