Die Flöte schlägt Purzelbäume: Englische Barockmusik in Trier

Trier · Ein luftiges Highlight: Mit barocker Blockflötenmusik vom Feinsten hat das Hille-Perl-Trio sein Publikum im Kurfürstlichen Palais in Trier die Hitze vergessen lassen. Das Konzert wurde präsentiert vom Verein der Freunde des Mosel Musikfestivals.

Trier. "Leicht muss man sein" - die berühmte Anweisung aus dem "Rosenkavalier" war am Sonntag oberstes Gebot. Fast 40 Grad zeigte das Thermometer. Dagegen war es im Barocksaal des Kurfürstlichen Palais angenehm kühl. Und wunderbar leicht ging es dort her. Vergessen war die Hitze, als Maurice Steeger mit seiner Blockflöte Pirouetten drehte, anmutige Schleifen und Kringel in die Luft malte, Purzelbäume schlug und sich mit seinem Instrument einen übermütigen solistischen Wettkampf lieferte, immer höher und schneller, bis ihm der Schweiß übers Gesicht lief und seine Zuhörer den Atem anhielten.
Als "Paganini der Blockflöte" wird der Schweizer Musiker gern bezeichnet, der gemeinsam mit dem Hille-Perl-Trio nach Trier gekommen war. Das freilich ist zu wenig der Ehre, wie sich hier einmal mehr bestätigte. Steeger ist weit mehr als allein Virtuose. Sein Spiel schlägt Brücken und macht den Geist der Musik und ihrer Zeit erlebbar. Ein Programm englischer oder weitgehend von Engländern transkribierter Barockmusik hatte das Ensemble dabei, darunter Georg Friedrich Händels Sonate d-Moll für Blockflöte und Basso continuo, HWV 3672, aber auch die Maskentänze eines anonymen Komponisten.
Lust an Tanz und Spiel


Vielfarbig und facettenreich machte Steeger hörbar, was die Flöte des barocken "Gentleman" war: Sprachrohr und Ausführungsgehilfe einer unbändigen Lust an Tanz und Spiel, an der Maskerade und der galanten Verzierung. Der mutwilligen Flöte stand Lee Santanas zarte, zuweilen spröde Laute gegenüber. Wunderbar intim und sinnend: John Playfords "Chestnut-Light of love" für Laute solo. Hille Perl, nach der das Barock-Trio seinen Namen hat, legte mit ihrer Viola da Gamba einen samtenen dunklen Klangteppich aus. Auch sie ist eine ungeheuer vielfarbige, nuancenreiche Musikerin, deren Instrument wie eine tröstende Stimme klingen kann, aber auch aufgeregt oder siegesgewiss wie ein nahendes Heer.
An der Wand hinter den Musikern blickte Kurfürst Clemens Wenzeslaus in den Saal. Er mag sich wie seinerzeit zu Hause gefühlt haben. Etwa 200 Zuhörer jubelten. er

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