Dittsche alias Olli Dittrich ist arbeitslos - mit charmanter Selbstverständlichkeit. Pünktlich um 23.15 Uhr watschelt die Gestalt zur Tür rein. "Ah, Chefvisite!" stöhnte Wirt Ingo (Jon Flemming Olsen). Er weiß wie die treuen Fans, was jetzt kommt. Dittsche - der Mann, der die Welt jeden Sonntag ein Stück konfuser, sie ein Quäntchen schöner macht, sie sogar ein wenig rettet. "Mahlzeit! Machma Biär, mein Ingomann!"

Der schwadronierende Connaisseur des gesammelten Halbwissens ordnet das Chaos, das die Medienwelt über uns ausschüttet, auf seine ganz eigene Art. Eine halbe Stunde lang verwurstet er hanebüchene Beiläufigkeiten mit Fetzen aus der Bildzeitung zu aberwitzigem Nonsens. Absurditäten entlarvt er als normalen Wahnsinn, den irdischen Irrsinn stempelt er zu banalem Kram ab. Liebeswürdig, übermütig, wahnwitzig, traurig und urkomisch. Zwischendrin verperlt Dittsche das eine und andere Pils, rülpst. "Das perlt aber heute wieder!"

Und: Dittsche kürt die neuzeitlichen Titanen, füllt den Olymp mit Fußballern, Rennfahrern und Promis. "Er ist'n reiner Titan!", kräht Dittsche dann. Dabei mutet der Imbiss-Schnack ganz authentisch an. Eine Szene wie in der Pommesbude um die Ecke. Das ganze Szenario wird live übertragen, humoristische Improvisationskunst, die ihresgleichen sucht. Dafür gab's den Grimme-Preis für Olli Dittrich. Nun ist bereits die 13. Staffel angelaufen. Die Figur Dittsche ist das beißend-ironische Klischee eines Hartz-IV-Empfängers - arbeitsscheu und biertrinkend. In Dittsches Kosmos vermengen sich Klatsch und Tratsch, politische Aufreger und Kantersiege des HSV zu einer skurrilen Fantasterei. Und wenn er den stets schweigsamen Stammgast Schildkröte zum Schluss anhaut. Dann knurrt Schildkröte: "Halt' die Klappe, ich hab' Feierabend!" Und die Fans dann auch. David Zapp

hpl/dr

Dittsche - Das wirklich wahre Leben, sonntags um 23.15 Uhr, WDR