Die Goldenen Zwanziger und einige Tassen Salbeitee

Schweich · Einen Blick in den Anfang des vergangenen Jahrhunderts hat es in der ehemaligen Schweicher Syn-agoge gegeben. Im Mittelpunkt standen dabei Otto Reuter, Claire Waldoff und Co.

 In stilgerechter Kostümierung präsentiert Irma la Douce Couplets und Chansons in der Schweicher Synagoge. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

In stilgerechter Kostümierung präsentiert Irma la Douce Couplets und Chansons in der Schweicher Synagoge. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Foto: Gerhard Kluth (gkl) ("TV-Upload Kluth"

Schweich. Verklärt wird sie oft, die so genannte gute alte Zeit. Besonders von denen, die sie selbst nicht miterlebt haben. Meistens sind es die Hinterlassenschaften, die, losgelöst vom tatsächlichen Geschehen, einen Eindruck hinterlassen, der vieles in einem goldenen Licht erscheinen lassen. Die Zeitkritik, die in den Cou-plets und in den Chansons etwa einer Yvette Guilbert, einer Josephine Baker steckte, ist heute natürlich überholt. Was blieb, ist der Humor, der in den Texten steckt.
So war auch der Abend von Irma Keller-Voshart, die auf der Bühne als Irma la Douce firmiert, auch mit Humor zu nehmen, selbst wenn die Geschichte der Namensgeberin, der Pariser Prostituierten Irma la Douce, nicht frei von einiger Tragik ist.
Reuters berühmtes "Nehmen se \'nen Alten" oder die Geschichte von "Emil", Zara Leanders "Kann denn Liebe Sünde sein?" und Waldorffs "Immer ran an den Speck" gehörten in die Reihe der Programmpunkte, mit denen die Wahlstuttgarterin mit Trierer Wurzeln la Douce ihre rund 50 Zuhörer unterhielt.
La Douce verzichtete auf eine Klavierbegleitung und nahm als instrumentale Basis lieber selbst die Gitarre zur Hand. Immer wieder unterbrach die Künstlerin ihr Programm, um ihren mitgebrachten Salbeitee zu trinken, was darauf schließen lässt, dass sie stimmlich ein wenig indisponiert war. Das mag auch entschuldigen, dass ihre tonale Treffsicherheit manche Lücken aufwies.
Es tat aber der Wirkung ihrer Vorträge beim Publikum keinen Abbruch. Als frech und frivol hatte der Verein Kultur in Schweich e.V. den Abend angekündigt, und diesem Versprechen wusste Keller-Voshart, entsprechend kostümiert, auch gerecht zu werden. Insgesamt war es eine launige Veranstaltung, die so recht zu einem lauen Sommerabend passte und am Ende ein erheitertes Publikum hinterließ. gkl

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