Die Goldenen Zwanziger

Mit Bubikopf und Zigarettenhalter: Das Varieté-Theater "Chat Noir Casino" am Kornmarkt hat am Wochenende seine Pforten geöffnet. Die Gäste wurden bei der Varieté-Show mit Dinner zurück in die 20erJahre entführt.

 „Les frères Taquins“ sorgten mit ihrer meisterhaften Clown-Pantomime für großes Gelächter. Foto: Privat

„Les frères Taquins“ sorgten mit ihrer meisterhaften Clown-Pantomime für großes Gelächter. Foto: Privat

Trier. Schwere rote Vorhänge, dunkle, fast schwarze Holztische, die Stuhlpolster rot bezogen, eingetaucht in ein gedämpftes Licht von opulenten Kronleuchtern: Zur Eröffnung des Varieté-Theaters "Chat Noir Casino" am Kornmarkt haben sich Tom Rüdell, Volker Justinger, Georg Steevens und Thomas Hans Graf, der als musikalischer Leiter durch das Programm führt, eine Varieté-Show mit Dinner einfallen lassen, die ihre Gäste am Samstagabend begeistert hat.In dem ausverkauften ehemaligen Ballsaal, in dem angeblich schon Karl Marx seine Jenny übers Parkett führte, erleben sie viel Gefühl. Manche Dame freut sich lauthals juchzend an dem italienischen Einrad-Comedy-Künstler Dino Lampa, der sich in halsbrecherischer Manier, wankend und strauchelnd, einen Weg durch die 120 Gäste bahnt. Vom traurigen Sonntag und fallenden Blättern

Tief traurige Töne aus der Klarinette des ungarischen Musikers Csaba Szegö offenbaren Liebesleid, das seinen Stachel in einem zierlichen Fräulein hat. Im hautengen Schwarzen sitzt sie da und lässt mit kessem Augenaufschlag und kalter Abfuhr auf der Bühne einen Strick für den Gequälten zurück. "Gloomy Sunday" erklingt ergreifend aus dem Holzinstrument seines Meisters, der zu den Preisträgern des Zirkusfestivals in Monte Carlo gehört.Zu denen zählen auch die Clown-Pantomimen "Les frères Taquins". In den Mienen des Großen und seines im Vergleich zierlichen Gegenparts spiegeln sich Trauer und Glück, Aggression und Furcht als Reaktion auf große Leinwandereignisse wie "Spiel mir das Lied vom Tod". Lange bleibt es nicht lustig, dann kommt die Gänsehaut zurück. Die Trierer Sängerin Silvia Berthold erinnert mit "Autumn leaves"an schwermütige Tage.Erotik und Akrobatik der anderen Art

Eine erotische Note erhält das Varieté-Theater an diesem Abend durch eine geheimnisvolle Schönheit mit rotem Mund und schwarzem Negligé. Die Berlinerin "Beautiful Jewels" liebt die Dramatik: Sie schiebt sich eine 50 Zentimeter lange Stahlklinge in ihren Hals. Ähnlich verblüfft raunt das Publikum beim Anblick der Schlangenfrau. Sabrina räkelt sich gegen alle Regeln der Anatomie zu Sebastian Matz' Klavierkunst auf seinem schwarzen Flügel.Gemeinsam mit dem Pianisten, füllen Thomas Hans Graf (Trompete), Edgar Weidert (Kontrabass), Holger Bracht (Schlagzeug) und Csaba Szegö (Klarinette und Saxofon) den prunkvollen Saal mit Jazzstandards. Natürlich in Frack und Fliege - schwarz-rot, versteht sich.Die Farbenlehre setzt sich am "Buffet noir" fort, das Küchenchef Georg Steevens auf schwarzen Lacktischen angerichtet hat. Es läuft wie es laufen soll: "Uns geht es darum, einen schönen Raum zu haben und den mit Leben zu füllen." Rüdell ist sehr zufrieden mit dem ersten Varieté-Dinner, dem "Flaggschiff unter unseren Veranstaltungen", wie er es nennt. Weitere dieser Kombinationen von "Entertainment und Kulinarischem" sollen folgen, nächster Termin ist der 7. März.

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