Die Grande Dame der ewigen Jugend

TV-Redakteur Andreas Feichtner empfiehlt monatlich sein "Top-5"-Rock-Konzerte. Seine März-Favoriten:

1. Kim Wilde11. März, Luxemburg, Den Atelier

Ein bisschen Skepsis muss sein: Die neue Single von Kim Wilde heißt "Perfect Girl". Auf dem Cover posiert die englische Sängerin fast im "Bravo"-Look (nicht wie hier auf dem Foto vom Opernball, Foto: dpa). Sie sieht auf dem Cover aus wie Ende 20. Maximal 30. Vielleicht hält nur der Photoshop knitterfrei, vielleicht auch die Gartenarbeit: Denn Kim Wilde geht auf die 50 zu. Sie hatte schon Welthits, als mir im Rechnen der Zahlenraum bis zehn vorkam wie ein endloses Universum. Die 80er-Ikone. "Cambodia" etwa oder "Kids in America". Später das großartige Supremes-Cover "You keep me hangin' on". Die 90er waren düster - zumindest musikalisch. Kim Wilde wurde Englands Fernseh-Gärtnerin Nummer eins. Aber nicht so wie hier einst Ilona Christen mit ZDF-Draußensitz-Blabla, sondern richtig mit Harke und Gießkanne. Erst seit ein paar Jahren ist Kim Wilde wieder im Musik-Geschäft. Um dauerhaft drinzubleiben, darf sie sich nicht nur auf die Generation Retro verlassen. Spannend, wie sich die Grande Dame der ewigen Jugend präsentieren wird.

2. Feuerengel

10. März, (Highway to) Kell

Okay, ich gebe es ja zu: Das jährliche Konzert in Kell hat allein schon gute Chancen auf die Top Fünf gehabt, weil es den besten Festivalnamen in der Region hat: Highway to Kell. Das passt. Härter, rustikaler, immer viel los und trotzdem mit gewissem Mut zum Risiko. Auch wenn das in diesem Jahr wohl überschaubar ist: Denn am 10. März kommt mit Feuerengel quasi die "offizielle" Rammstein-Tribute-Band mitsamt großer Pyrotechnik-Show in den Hochwald-Ort. Ob man Links-zwo-drei-Rammstein nun mag oder nicht: Die Band ist die international erfolgreichste deutschsprachige Band aller Zeiten, wenn man nach den Verkaufszahlen geht. Feuerengel kopiert die Berliner Band perfekt bis ins Detail.

3. Hans Söllner

29. März, Trier, Exhaus

Ein bisschen Gras muss sein, sagt sich Hans Söllner. Der Gitarrist und Sänger zeigt seit vielen Jahren, dass ur-bayerischer Dialekt und Allesraucher-Reggae kein natürlicher Widerspruch sein müssen. Er preist als alter Naturbursche gerne exotische Nutzpflanzen - etwa thematisiert in "Edeltraud", die "das schärfste Zeug anbaut". Aber der gelernte Koch und KFZ-Mechaniker hat auch ein weiteres Lieblingsthema, das in seiner Heimat kaum besser ankommt: die Kritik an Kirche, Staat und Gesellschaft. Da Söllner keine Berührungsängste mit der Fäkalsprache hat, stempeln vor allem Vertreter von Kirche und Staat den Reichenhall-Rastafari gern als "kranken Kiffer" ab. Ob das nun so ist, kann jeder für sich selbst herausfinden - bei Söllners Auftritt im Exhaus.

4. Th. Wingenfelder

4. März, Trier, Forum

Rein in den Mittelpunkt. Mit deutschen Texten mit Kanten und Widerhaken. Ein Akustik-Auftritt, reduziert auf das Nötigste: So betritt Thorsten Wingenfelder derzeit die kleineren Bühnen im Lande. Eigentlich ist der 40-Jährige als Gitarrist von Songschreiber von Fury in the Slaughterhouse die großen Bühnen gewöhnt. Die Begeisterungsstürme, von der ersten Minute an. Solo muss er bei jedem Auftritt das Publikum erobern. Das soll auch in Trier gelingen. Prognose: Vom Potenzial seiner Lieder her wird Wingenfelder das auch schaffen.

5. Ezio

24. März, Bitburg, Haus der Jugend

Englische Popbands haben im Allgemeinen keine sonderlich ausgeprägte Beziehung in die Region. Ezio aus Cambridge schon. Die Band um Sänger Ezio Lunedei und Marc "Booga" Fowell kommt immer gern in die Gegend - am 24. März gastiert die Band in Bitburg. Abnutzungserscheinungen dürfte es keine geben. Denn Ezio hat mit "Ten Thousand Bars" ein hervorragendes neues Album herausgebracht.

Andreas Feichtner

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