Die größte Metal-Party der Welt

Wacken · Das Wacken-Open-Air: Legenden der 80er, 75 000 Fans und 100 000 Liter Bier Heavy-Metal-Fans aus aller Welt haben in der 1800-Seelen-Gemeinde Wacken im norddeutschen Nirgendwo das weltweit größte Open Air der harten und lauten Musik gefeiert. 105 Bands spielten auf einer 200 Hektar großen Kuhweide. Während der Festivaltage wird Wacken zum riesigen Jahrmarkt, der 1990 als größere Gartenparty begonnen hat.

Einmal im Jahr blickt die Welt auf eine kleine ländliche Gemeinde in Schleswig-Holstein. 1800 Einwohner werden zu Gastgebern von 2500 Journalisten, 3000 Helfern und mehr als 75 000 Fans der lautesten Spielart des Rock: Heavy Metal mit Bassdonner und Dezibelgewitter. Schwarz gekleidete Massen wandern singend oder auch gröhlend durch das Dorf, dessen Bewohner den Ausnahmezustand nicht nur ertragen, sondern ausdrücklich begrüßen.

Eine direkt an der Hauptstraße und damit am Haupteinfallstor zum Festivalgelände lebende ältere Dame trägt stolz ihr speziell für direkte Anwohner gefertigtes Shirt mit einem gehörnten Kuhschädel und dem Aufdruck „Wacken hautnah“. Das Wacken Open Air ist laut, extrem und riesig. Mehr als 100 000 Liter Bier und die Allgegenwart einer der bekanntesten deutschen Schnapsmarken wirken sich auf das Verhalten der Fans nachhaltig aus, aber dennoch spielen Gewalt oder Vandalismus so gut wie keine Rolle. „Keine besonderen Vorkommnisse“, melden Polizei und Rettungskräfte gestern zum Ende des Festivals, das am Mittwoch traditionell mit der Blaskapelle der Feuerwehr Wacken begonnen hat.

Viele Fans kommen aus dem Ausland Die Leistungsträger und Publikumsmagneten des Festivals sind mittlerweile vergessene Heroen der 80er wie die Glam-Rocker Mötley Crüe oder die frühere Skandal-Formation W.A.S.P., aber auch bis heute unverändert beliebte und erfolgreiche Legenden wie der Schock-Rocker Alice Cooper und die Briten Iron Maiden, die seit ihrem Durchbruch in den frühen 80ern bis heute weltweit Stadien mit begeisterten Menschen füllen.

Die noch härtere Gangart prägen Bands wie Slayer und Overkill, beide ebenfalls seit Jahrzehnten am Markt erfolgreich. Die kleineren Bühnen stellen die Wacken-Organisatoren um den Bassisten Thomas Jensen noch unbekannten Nachwuchsbands zur Verfügung. 30 Prozent der Fans reisen aus dem Ausland an. Aus allen Teilen Europas, aber auch aus den USA, Japan, Neuseeland und Südamerika pilgern Fans nach Wacken. Die Jüngsten sind gerade volljährig, die Älteren haben den Durchbruch des Hardrock in den 70ern und die Entwicklung des Heavy Metal in den 80ern selbst miterlebt.

Nach der Katastrophe während der Loveparade in Duisburg, bei der im Verlauf einer Massenpanik 21 Menschen starben, wurde auch in Wacken die Sicherheit neu diskutiert. Die Veranstalter hielten an ihrem bewährten Konzept fest: Man verzichtete auf Wellenbrecher oder andere einengende Elemente. Das 270 Fußballfelder große Festivalgelände wurde von deutlich gekennzeichneten Notausgängen eingerahmt und bot der Fanmasse genug Raum, sich zu verteilen.

Extra:

Das Wacken-Tagebuch von TV-Redakteur Jörg Pistorius gibt es unter www.hartgarten.blog.volksfreund.de

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