Die Hosen und Die Ärzte als Fans

Trier · Musiker und Macher: Oliver Thomé (35), Geschäftsführer des Trierer Veranstalters Popp Concerts, hat vor einer Woche noch mit seiner Band Pascow beim ausverkauften Open Air der Toten Hosen in Heilbronn gespielt. An diesem Wochenende ist er "nur" als Organisator im Einsatz.

Trier. Ein legendärer Auftritt am 2. Juni 1985: Die Toten Hosen sind zu Gast in der Beethovenhalle in Konz. 300 Zuschauer kommen. Vielleicht sind ein paar darunter, denen Jung-Veranstalter Ingo Popp ein paar Tage vorher bei der Rock-am-Ring-Premiere (!) "ganz euphorisch Flyer in die Hand gedrückt hatte". Als Support spielt, ja, "Der wahre Heino". Die Security übernehmen Trierer Punks. Nach der Show vernichten die Hosen dem Vernehmen nach mit den Fans im Bühnengraben ein 50-Liter-Fass. Ganz propper organisiert ist\'s vielleicht nicht. Aber wer sich dran erinnern kann, war sicher nicht dabei.
Oliver Thomé kann sich nicht erinnern. Er war damals sieben, als sein heutiger Geschäftsführer-Kollege Ingo Popp - nicht mehr im operativen Geschäft tätig - zum ersten Mal die Hosen in die Region holte. Thomé sah die Düsseldorfer zehn Jahre später in Saarbrücken, danach lange nicht mehr. Weil das weite Feld des Punkrock auch ein paar wilde Sätze erzählen kann, die ohne Kleidungsstücke und Mediziner auskommen. Thomé hatte sich damals, Ende der 90er, mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Alex in Gimbweiler bei Birkenfeld im Probenraum eingeschlossen und "klassischen Drei-Akkorde-Punkrock gespielt". Zuerst auf Englisch, dann auf Deutsch. Alex an der Gitarre und am Mikro, Oliver am Schlagzeug, plus Bassist und später mit einem weiteren Gitarristen. "Damals sangen nur wenige Punkrock auf Deutsch - das hat sich komplett geändert."
Pascow gibt es inzwischen seit 15 Jahren. Das heißt auch: Hunderte Auftritte liegen dazwischen. "Wir haben in Deutschland schon an fast jeder Steckdose gespielt und sind für 35 Euro Spritgeld nach Flensburg gefahren."
Vier Alben gibt\'s, das fünfte folgt Anfang 2014, aufgenommen wird es in Koblenz. Und zu den Pascow-Fans zählen sich auch Die Toten Hosen und Die Ärzte, die den Bekanntheitsgrad der Gruppe weiter erhöhen könnten: Beide haben sich für ihre Sommer-Open-Airs Pascow als Gäste eingeladen. Das können in Deutschland in diesem Jahr nur Kraftklub und die Donots ebenfalls von sich behaupten, die am Sonntag am Bostalsee spielen werden. Das Pascow-Gastspiel mit den Ärzten wird im August in Bremen über die Bühne gehen.
"Wir hätten nie damit gerechnet, dass das mal so erfolgreich werden würde", sagt der 35-Jährige, der auch als Jack-Black-Double Karrierechancen gehabt hätte. "Das ist alles langsam gewachsen. Deswegen war es für uns nie ein Thema, die Jobs aufzugeben und nur von der Musik zu leben."
Einladung von den Ärzten


Vor einer Woche spielte Pascow als Gast von Campino & Co. beim mit 25 000 Zuschauern ausverkauften Konzert in Heilbronn. Es war ein besonderer Abend für Oliver Thomé. Der gebürtige Saarländer hatte in Heilbronn BWL- und Kulturmanagement studiert - die Praxissemester zogen ihn 1999 zu Popp Concerts nach Trier. "Wir hatten schon vorher mit den Ärzten und den Hosen gespielt, aber das war das größte Konzert", sagt Thomé, der sich über den riesigen Erfolg der aktuellen Hosen-Tour auch als Veranstalter freuen kann. Vor über einem Jahr hatte Popp Concerts die Band für den Bostalsee gebucht. "Wir hatten mit 15 000 Zuschauern kalkuliert", sagt er. Stattdessen werden es mehr als drei Mal so viele. Der Hit "Tage wie diese" hat seinen Anteil daran. "Das war für uns so nicht zu erwarten. Die Produktion wurde dadurch auch größer."
So steht für Thomé nach dem größten Konzert mit Pascow auch seine größte Produktion als Veranstalter an: 50 000 Zuschauer kommen - das ist ein paar Nummern größer als 1985 in Konz. Dieses Mal werden sich mehr Leute erinnern.Extra

Open Airs am Bostalsee: Fast 60 000 Zuschauer werden von Freitag bis Sonntag am Bostalsee erwartet. Zum Konzert von Xavier Naidoo & Quartett heute Abend rechnet Veranstalter Popp Concerts mit 9000 Zuschauern. Das Konzert der Toten Hosen am Samstag ist längst ausverkauft (als Support spielen Bob Geldof und Turbonegro). Auch für das Zusatzkonzert am Sonntag sind bereits über 24 000 Tickets verkauft (bei einer Kapazität von 25 000). Dann sind unter anderem Kraftklub und die Donots dabei. AF

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