Die Kultur boomt: Besucherzahlen steigen

Dass der Wechsel eines Intendanten so einige Probleme mit sich bringen kann, erfährt das Trierer Theater nach der Amtsübergabe von Gerhard Weber an Karl M. Sibelius.

"Eine Million Minus und neue Kritik" hieß es erst am 21. Mai im Volksfreund. 500 000 Euro weniger Einnahmen aus Eintrittsgeldern, ein Besucherrückgang von 26 Prozent, der Streit um den Verbleib von Generalmusikdirektor Victor Puhl, dazu der Eklat um das erst geplante und dann schnell wieder abgesagte Stück "Die rote Wand" über den Tod von Tanja Gräff - die Negativschlagzeilen reißen nicht ab.In Luxemburg dürfte man sich angesichts dieser Situation verwundert die Augen reiben: Hier lief der Wechsel weitaus ruhiger ab: Als Frank Feitler nach 24 Jahren an der Spitze des Grand Théâtre - und später auch des Kapuzinertheaters - voriges Jahr in den Ruhestand ging, übernahm mit Tom Leick-Burns ein Nachfolger aus dem eigenen Haus die Regie. Während Sibelius im Volksfreund-Interview im April 2014 erklärte: "Ich komme nicht, um alles weiterzumachen wie bisher" und auch gleich noch den Namen in "Teatrier" änderte, setzt Leick-Burns bewusst auf Kontinuität. Warum sollte er auch mehr als nur behutsame Änderungen vornehmen? Die Besucherzahlen sprechen schließlich eine deutliche Sprache: 2015 sind sie im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 15 Prozent gestiegen, von 54 511 auf jetzt 63 138. Im Jahr 2013 waren es sogar nur 42 070.Gewiss, man kann das Grand Théâtre als Institution einer - wenn auch kleinen - europäischen Hauptstadt nur bedingt mit dem Trierer Theater - pardon: dem Teatrier - vergleichen, doch ein wenig neidisch darf man schon über die Grenze schauen. 2012 gab es übrigens im Grand Théâtre schon einmal ähnlich viele Besucher wie 2015, insofern ist eine andere Zahl vielleicht noch aussagekräftiger: Die Auslastung ist demgegenüber noch einmal um fast vier Prozentpunkte angestiegen, von sehr guten 90 Prozent auf jetzt sensationelle knapp 94 Prozent. Und das, obwohl - oder gerade weil? - das Grand Théâtre längst nicht nur auf gefälligen Mainstream setzt.Dass die Luxemburger sich eben durchaus für zeitgenössische Kunst begeistern können, hat auch Enrico Lunghi festgestellt der seit 2009 Direktor des Musée d'art moderne, kurz Mudam, ist (siehe Interview rechts). Dort gibt es ebenfalls einen Besucherrekord: Von 80 000 im Jahr 2014 ist die Zahl auf 90 000 gestiegen - ein Zuwachs, der laut Lunghi vor allem auf das Konto der einheimischen Bevölkerung geht, die nach anfänglicher Skepsis das Haus zehn Jahre nach seiner Eröffnung (siehe unten) mittlerweile gut annimmt.Rekordzahlen von Besuchern verzeichnet auch die Philharmonie: 2015 waren es 191 705 (inklusive Veranstaltungen anderer Organisatoren). Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von 16,5 Prozent. Orchesterkonzerte, Kammermusik und Récitals machen dort übrigens nur einen Anteil von nicht einmal 20 Prozent der 440 Termine (im Jahr 2015) aus. Jazz, Weltmusik und vieles mehr sind ebenfalls fester Bestandteil des Programms. Ganze 172 Veranstaltungen richten sich speziell an ein junges Publikum - von den unter Dreijährigen bis hin zu Jugendlichen - und sind ein Garant dafür, dass auch die nächste Besuchergeneration frühzeitig an die Kultur herangeführt wird.Daniel JohnKooperationspartner dieser Ausgabe sind die Théatres de la ville de Luxembourg, die Philharmonie, das Luxembourg City Tourist Office, das Trifolion Echternach sowie das Festival International Echternach.www.magazin.volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort