Ausstellung Vitaler Kreativ-Pool

Trier · Die Kulturwerkstatt der Tufa Trier eröffnet ihre 32. Jahresausstellung.

Das Gemälde „Eingekesselt“ des geflüchteten Ferhad Ahmad.

Das Gemälde „Eingekesselt“ des geflüchteten Ferhad Ahmad.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Mitmachen ist alles. Gleich am Eingang des großen Ausstellungssaals der Tufa wird klar, um was es bei der Trierer Kulturwerkstatt geht. Dort lädt das interaktive Puzzle von Irina Ruprecht zum Mitspielen ein. „Mach einfach mal! Das ist unser Motto“, sagt Heinz Kreil, der Vorsitzende des Kreativ-Vereins. „Wir wollen keine Schwellen errichten. Jeder soll sich ausprobieren können und eine Chance haben.“

Stolze 35 Jahre wird die Kulturwerkstatt in diesem Jahr. Ihrer Idee ist sie treu geblieben. Werkstattcharakter haben bis heute alle ihre Aktivitäten. Ausprobieren kann man im Tufa-Kulturlabor nicht nur Techniken und das eigene Talent. Die künstlerische Betätigung kann vielfach auch als Entdeckungsreise ins eigene Innere gelten. Einmal mehr zeigt das die 32. Jahresausstellung. Dass die Anzahl der Ausstellungen vom Alter der Kulturvereinigung abweicht, hat seinen guten Grund. „Wir mussten uns erst einmal als freie alternative Szene organisieren und zusammenfinden“, erzählt Kreil. Experimentiert wird im Übrigen nicht nur mit Bildender Kunst. Seit jeher versteht sich die Arbeit der Kulturwerkstatt als Cross Over der Künste. Auch zur Geburtstagsausstellung werden die bildkünstlerischen Aktivitäten flankiert von Musik, Video-Installation und Buchvorstellungen.

„Briefe von draußen“ hat Nelly Stockenburger in ihrem aufliegenden Buch gesammelt. Manuela Mertes begibt sich in ihrem Kinderbuch „Die Reise des kleinen Löwi zur Milchstraße“ in außerirdische Gefilde. Fotograf Stefan Christmann präsentiert Bildbände über Trier. Für Musik sorgt zur Eröffnung Rebecca Lintz mit Liedern am Klavier. Den Schwerpunkt der Schau bilden wie jedes Jahr die Arbeiten der über 30 teilnehmenden Bildenden Künstler. Experiment, Lust am kreativen Schaffen und Spontaneität sind angesagt. Vielfältig und farbenfroh geht es bei den Künstlern zu, manchmal exotisch und auch skurril, so wie bei den gezeigten Plastiken, aber stets authentisch. Dass kreatives Schaffen entlasten kann, zeigen die Arbeiten von André Thiel, der sich übers Malen offenbar von seinen Albträumen und Obsessionen befreit.

Die Malerei behält auch bei dieser Ausstellung die Oberhand. Etwas Fotografie ist zu sehen, einige Zeichnungen, darunter die der Tufa eigenen Akt-Gruppe. „Es macht einfach Spaß, kreativ zu arbeiten“ bestätigt Irina Ruprecht.

Die Kultur-Aktivistin, die nach eigener Aussage von der künstlerisch tätigen Sozialarbeiterin zur sozial engagierten Künstlerin mutierte, leitet den Verein „Malen ohne Grenzen“, der ebenfalls als Gast ausstellt. Ursprünglich hatte die Initiative dazu beitragen wollen, Flüchtlinge ein wenig vom Elend der Flucht abzulenken und ihnen zu ermöglichen, sich über die Malerei wortlos auszudrücken. Inzwischen ist daraus ein eingetragener Kultur-Verein geworden. Vier Flüchtlinge sind mit ihren Arbeiten in der Schau vertreten, unter ihnen Ferhad Ahmad. Er präsentiert mit seinem Gemälde „Eingekesselt“ das eindrücklichste Bild der Schau. Natürlich gibt es auch treue Dauergäste, so wie Herbert Lauer.

Er sei der Kulturwerkstatt und der Tufa bereits seit den 1980er Jahren verbunden, erklärt der Künstler. Klar doch, dass er auch bei der Jubiläumsausstellung mit Arbeiten vertreten ist.

Neuerlich zeigt sich im Geburtstagsjahr: Die Kulturwerkstatt der Tufa ist ein großer, ihrer Bestimmung entsprechender, sozio-kultureller Kreativ Pool, in den es ohne Hemmungen hineinzuspringen gilt. Einzig notwendige Voraussetzung ist schöpferische Lust.

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