Die Kulturwoche Knickse und Karrieren

Ich habe heute meinen Twitter-Account deaktiviert. Weil die USA gerade so ein verklemmter, angespannter und so ein unangenehmer Ort sind.“ Das veröffentlichte auf Instagram der Schauspieler Alec Baldwin.

 Karin Kneissl (FPÖ), damalige Außenministerin von Österreich, tanzt mit Wladimir Putin, Präsident von Russland, im Gasthaus Tscheppe.  Nach ihrem berühmten Knicks vor Kremlchef Wladimir Putin hat Kneissl bei Russlands Ölkonzern Rosneft einen Posten im Aufsichtsrat bekommen.

Karin Kneissl (FPÖ), damalige Außenministerin von Österreich, tanzt mit Wladimir Putin, Präsident von Russland, im Gasthaus Tscheppe.  Nach ihrem berühmten Knicks vor Kremlchef Wladimir Putin hat Kneissl bei Russlands Ölkonzern Rosneft einen Posten im Aufsichtsrat bekommen.

Foto: dpa/Roland Schlager

Wie, immer noch? Der Horrorclown ist doch im Rentnerparadies Florida abgetaucht. Doch dieses Mal geht es nicht um AWPE („America‘s Worst President Ever“), den der Schauspieler in unzähligen Fernsehshows als dessen Alter ego verhohnepiepelt hat. Er habe das Gefühl, so Baldwin, dass Twitter der Ort sei, den „all die Arschlöcher in den Vereinigten Staaten und darüber hinaus“ aufsuchen.

Der Grund für Baldwins schlechte Laune: In seinem heftig kritisierten Tweet hatte er nach eigenen Angaben einen Kommentar über den „wechselnden Akzent“ einer Schauspiel-Kollegin gemacht. Vor einigen Monaten hatten sich Online-Diskussion darüber entzündet, dass Baldwins Ehefrau Hilaria Baldwin in Interviews mal mit und mal ohne spanischen Akzent gesprochen hatte. Die 37-Jährige hatte sich daraufhin gegen den Vorwurf wehren müssen, eine spanische Herkunft vorgetäuscht zu haben. Echt jetzt? Leben wir nicht alle in den glücklichsten Zeiten überhaupt, wenn es sonst keine Probleme gibt?

Es lohnt sich eben doch, vor Despoten in die Knie zu gehen. Nach ihrem berühmten Knicks vor Kremlchef Wladimir Putin im Sommer 2018 soll die frühere österreichische Außenministerin Karin Kneissl bei Russlands Ölkonzern Rosneft einen Posten im Aufsichtsrat bekommen. Die russische Regierung habe Kneissl als unabhängige (hi, hi) Direktorin bei dem staatlichen Energieriesen vorgeschlagen, meldete die Staatsagentur Tass. Zumindest mit einem in der Rasselbande kann Frau Kneissl dann auf Deutsch parlieren: In dem Gremium hat Ex-Kanzler Gerhard Schröder den Vorsitz. Zuletzt hatte Kneissl auch beim staatlichen Medienkonzern RT als Autorin angeheuert. RT steht als Propagandamaschine des Kreml in der Kritik. Die 56 Jahre alte Politikerin hatte Putin als von der rechten FPÖ hofierten Ehrengast im Sommer 2018 zu ihrer Hochzeit eingeladen. Die Einladung Putins hatte national und international für Irritationen gesorgt. Nach einem Tanz machte Kneissl einen Knicks vor dem russischen Präsidenten. Kneissl hatte ihren tiefen Kniefall vor Putin am Ende des Tanzes gegen Kritik verteidigt. „Der russische Staatspräsident hat sich zuvor verbeugt, und ich habe diese Verbeugung beantwortet mit einem Knicks.“ Dieser sei dann in den Kommentaren als Unterwerfungsakt bewertet worden. „Und wer mich kennt, weiß, dass ich mich niemandem unterwerfe“, erklärte sie trotzig. Na, so sans halt, die Weaner: Entweder küssn’s die Hand oder kriachen’s wo rein.

Und es lohnt sich auch, einem Horrorclown (siehe oben) zu unterwürfigsten Diensten zu sein: Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, geht zum rechtskonservativen US-Sender Fox News. „Es ist mir heute eine besondere Freude, Kayleigh McEnany in der Fox-Familie willkommen zu heißen. Wir werden in Zukunft noch viel mehr von ihr sehen“, sagte Fox-Moderatorin Harris Faulkner. Das kann man auch als Drohung auffassen. Die 32-Jährige war die vierte Pressesprecherin auf der Verschleißliste in diesem Job und ihrem Herrscher in gebührender Devotheit zugetan. Bei einer ihrer ersten Pressekonferenzen hatte sie getönt: „Ich werde Sie nie anlügen, darauf haben Sie mein Wort.“ Kurz darauf folgte dann auch schon die zweite Lüge. Und jetzt also ein Job bei Fake News, sorry, Fox News. Da ist ihr im Kreis von Gleichgeschalteten eine brillante Karriere als Investigativ-Journalistin gewiss.
no/dpa

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