Die Kulturwoche, betrachtet von Rainer Nolden Jede Menge Geburtstage und doppelte Oscar-Chancen

Wer wird schon 150 Jahre alt? Und wer hat in dem Alter noch Lust zu feiern? Die Hamburger Kunsthalle zum Beispiel. Und sie feiert sich auch selbst: mit einer umfassenden Jubiläumsausstellung. Die zeigt unbekannte Einblicke in das Haus, das am 30. August 1869 zwischen Hauptbahnhof und Alster eröffnet wurde.

 Wird in diesem Monat 150 Jahre alt: die Hamburger Kunsthalle.

Wird in diesem Monat 150 Jahre alt: die Hamburger Kunsthalle.

Foto: picture alliance / Lukas Schulze/Lukas Schulze

Die Schau ist auch eine Nabelschau, denn das Museum erzählt von sich und seiner Arbeit:  dem Ausstellen, Sammeln, Vermitteln, Bewahren und Forschen. Wie wird eine Sammlung gestaltet? Warum werden bestimmte Werke ausgestellt, und warum bleiben andere im Depot? Was weiß man über Herkunft, Bedeutung und Zustand von Kunstwerken? In Rückblicken auf 150 Jahre Hamburger Kunsthalle werden unterschiedliche historische Perspektiven für diese Museumsaufgaben präsentiert. Gemälde, Handzeichnungen, Grafiken sowie neu aufgearbeitetes Archivmaterial, Fotografien, Film- und Zeitungsberichte veranschaulichen schillernde Zeiten aber auch historisch schwierige Phasen des traditionsreichen Hauses. Die Party dauert bis zum 10. November.

Und ein besonderes Geschenk macht sich der Kunsttempel und seinen Besuchern obendrein – mit einem Geburtstagskind, das sogar noch 200 Jahre älter ist. Am 4. Oktober 2019 jährt sich der Todestag von Rembrandt Harmenszoon van Rijn ( (1606–1669), den alle Welt nur vertraulich beim Vornamen nennt, zum 350. Mal. Grund genug für die Kunsthalle, eine Auswahl herausragender Werke aus dem Sammlungsbereich Alte Meister und aus dem Kupferstichkabinett des Museums zu zeigen (bis 5. Januar). Mit „Simeon und Hanna im Tempel“ (1627) und „Maurits Huygens, Sekretär des Staatsrats in Den Haag“ (1632), werden zwei Meisterwerke Rembrandts aus seiner frühen Schaffenszeit in Leiden und Amsterdam präsentiert. Ergänzt werden die Bilder um eine Auswahl von rund 60 Radierungen, darunter Landschaftsdarstellungen, Porträts und Arbeiten zu religiösen Themen. Das sind allerdings gerade einmal 20 Prozent der Exponate, die die Kunsthalle im Depot verwahrt. Die mehr als 300 Radierungen stammen vom Hamburger Kunsthändler Georg Ernst Harzen (1790–1863), der seine Sammlung 1863 per Testament der Stadt Hamburg zur Gründung der Kunsthalle vor 150 Jahren vermachte. So schließt sich der Kreis zum eigenen Geburtstag …

Es hört sich großartig an, aber einmalig wäre es nicht: Sollte Caroline Link für „Der Junge muss an die frische Luft“ einen Oscar bekommen, könnte sie sich den goldenen Knirps zum zweiten Mal abholen. Das erste Mal hat sie ihn 2003 für „Nirgendwo in Afrika“ bekommen. Aber sie wäre bei weitem nicht die einzige Deutsche mit mehr als einem Academy Award. Die in Düsseldorf geborene Schauspielerin Luise Rainer (1910 – 2014 London) hat ihn 1937 („Der große Ziegfeld“) und 1938 „Die gute Erde“) erhalten. Der 1906 in Oberschlesien geborene Komponist Franz Wachsmann, der sich in Hollywood in Waxman verwandelte, wurde für „Boulevard der Dämmerung“ und „Ein Platz an der Sonne“ ausgezeichnet. Erich Kästner (nicht der von „Pünktchen-und-Anton“, sondern der Konstrukteur von Filmkameras, der 1911 in Jena geboren wurde und 2005 im oberbayerischen Penzberg starb) ist sogar drei Mal unter den Preisträgern, getoppt nur noch von André Previn, der bei seiner Geburt in Berlin noch Andreas Ludwig Priwin hieß und für seine Bearbeitungen der Musicalfilme „Gigi“, „Porgy and Bess“, „Das Mädchen Irma la Douce“ und „My fair Lady“ ausgezeichnet wurde. Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch der Deutsch-Österreicher Christoph Waltz erwähnt, der mit Oscars für „Inglorious Basterds“ (2010) und „Django Unchained“ (2013) nach Hause zurückkehrte.

 Die für den Oscar nominierte deutsche Regisseurin Caroline Link freute ich mit Julius Weckauf auf dem Münchner Filmfest bereits über den Kinder-Medien-Preis „Der weiße Elefant“ für den Film „Der Junge muss an die frische Luft“ mit Weckauf in der Hauptrolle.

Die für den Oscar nominierte deutsche Regisseurin Caroline Link freute ich mit Julius Weckauf auf dem Münchner Filmfest bereits über den Kinder-Medien-Preis „Der weiße Elefant“ für den Film „Der Junge muss an die frische Luft“ mit Weckauf in der Hauptrolle.

Foto: dpa/Ursula Düren

So sehr Caroline Link der zweite Oscar zu gönnen ist (es wäre übrigens das erste Mal, dass eine deutsche Regisseurin zweimal prämiert würde): Wir melden leise Zweifel an, ob eine durch und durch revierlastige Ruhrpottgeschichte die Herzen der Juroren im fernen Beverly Hills erweichen wird … no/dpa

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