UNTERM STRICH - DIE KULTURWOCHE Von Karriereanfängen und Serienenden

Um eine Rolle im „Tatort“ zu bekommen, muss man nicht unbedingt Schauspieler sein. Es reicht auch eine Ausbildung zum Politiker. Jüngstes Beispiel ist Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet.

Er musste zwar 58 Jahre warten, bis er sein Bildschirmdebüt geben konnte, aber dafür nun sonntags zur besten Sendezeit. Genremäßig fällt er in die Humphrey-Bogart-Pose, der als „selbstreferentieller“ Schauspieler stets sich selber spielte und damit wunderbar durchs Leben gekommen ist. Auch Laschet ist in diesem Tatort selbstreferentiell, das heißt, er spielt Armin Laschet. In einer zweiminütigen Szene schwört er als Ministerpräsident sieben Kommissare ein, die eine Mordserie an Polizisten aufklären sollen – darunter das Dortmunder „Tatort“-Team und Filmstar Ben Becker. Der Regisseur des Films ist nun voll des Lobes. „Herr Laschet hat das super gemacht“, sagte Jan Georg Schütte. „Gut vorbereitet, Text gelernt, flüssig gesprochen.“ Ihm könnte, so der Regisseur, noch eine große Karriere als Schauspieler blühen, wenn er auf Politik irgendwann keine Lust mehr haben sollte. Wenn das Beispiel Schule macht, wäre die nächste Politikerin, die eine Filmkarriere anstreben könnte, unsere Bundeskanzlerin, demnächst außer Dienst. Sie sollte jetzt schon mal anfangen, Drehbücher zu lesen, um sich die besten Rollen herauszupicken. Vielleicht in einem Biopic über Marie Curie die Titelrolle übernehmen – da würde sich für Frau Merkel, promovierte Physikerin, ein Kreis schließen. Und sie könnte ebenfalls selbstreferentiell vor der Kamera agieren.

Keine Hoffnung braucht sie sich allerdings auf einen Part in der „Lindenstraße“ zu machen. Die Serie wird nach 34 Jahren endgültig eingestellt. Heute fällt die letzte Klappe für die letzte Folge, die Ende März 2020 ausgestrahlt wird. Vor gut einem Jahr hatte die Fernsehprogrammkonferenz der ARD sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrags entschieden. „Das war schon sehr emotional für mich“, sagt Moritz Sachs, der seit dem Start der Serie 1985 den Klaus Beimer spielt. „Da fällt ja nicht nur mein Arbeitsplatz weg. Viele der Kollegen sind meine Freunde. Wegen der ,Lindenstraße‘ bin ich als junger Mann nicht aus Köln weggezogen.“ Marie-Luise Marjan (Helga Beimer) macht sich auch Sorgen um ihr Publikum. Vielen langjährigen Zuschauern würde künftig ein Stück Struktur im Leben fehlen. „Für die Fans ist das furchtbar. Die sagen zu mir: Was soll ich denn jetzt sonntag­abends ohne Sie machen?“ Kleiner Tipp aus der Redaktion: Warten, bis Laschet kommt.

no/dpa

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