Die Kunst geht an die frische Luft

Konz · Mit ihrer neuen Ausstellung "Kunst an der Plakatwand" setzt die Stadt Konz ihr Engagement für Kunst im öffentlichen Raum fort. Statt knalligen plakativen Botschaften ist ansehnliche Bebilderung angesagt.

 Karl Willems vor einem Gemälde seines Hauses im Museum Roscheiderhof. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Karl Willems vor einem Gemälde seines Hauses im Museum Roscheiderhof. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Konz. Kunst im öffentlichen Raum hat in Konz eine lange Tradition. Gleichsam als verbindendes Glied hält sie die stark vereinzelte Stadt zusammen. Das öffentliche Bekenntnis zur Kunst ist nicht für jedermann Anlass zur Freude. Immer wieder hat es auch für erbitterte Diskussionen gesorgt, wie Bürgermeister Karl-Heinz Frieden bei der Eröffnung der Ausstellung "Kunst an der Plakatwand" erinnerte.
Gerade die poppige Kreiselkunst von Harald Pompl ließ die Meinungen aufeinanderprallen. Mit heftigen Debatten ist bei den großformatigen, weitgehend auf Gestellen präsentierten Gemälden der neuen Open-Air-Schau nicht zu rechnen, die derzeit den Roscheider Hof, den Platz vor der St.-Nikolaus-Kirche, einen Kreisel sowie den Park von Kloster Karthaus und der Seniorenresidenz nebenan bebildern.
Projekt in ganz Europa


Bebildern - genau das tun die wohltemperierten Arbeiten. Seit 1988 ist die Künstlerin und Initiatorin der Aktion, Angela Junk-Eichhorn, mit den wetterfesten Gemälden aus Acrylfarben und verleimten Holzplatten im öffentlichen Raum in Europa unterwegs.
Für Konz hat sie 19 Künstler ausgewählt, darunter den dort lebenden Karl Willems. "Es ist spannend, sich immer wieder auf neue Standorte einzustellen und zu sehen, wie Kunstwerke in unterschiedlichen Umgebungen wirken", sagt Junk-Eichhorn.
Unterschiedlich wie die Stellplätze sind Qualität und Bildsprache der Arbeiten. Das Menschenbild des Kaiser-Lothar-Preisträgers Johannes Wickert ist vor der St- Nikolaus-Kirche sinnreich aufgehoben, und auch Angela Junk-Eichhorns feine Landschaft wirkt wie die poetische Ausdeutung des weiten Landes dahinter. An Nenas "99 Luftballons" erinnert Stefan Kunzes Bilderzählung vom Großangriff auf die Kunst im Park von Kloster Karthaus. Das erholsame Grün dort befeuert Sandro Vadims abstrakte rote Glut. Karl Willems\' freundliches von Buschwerk umranktes Haus bestätigt Goethes Ansicht, nach der sich Kunst und Natur bekömmlich zusammenfinden. Überhaupt haben die Konzer Gemälde mit jenen Plakatwänden, auf die sie sich berufen, nur das Format und den öffentlichen Auftritt gemein. Das Plakative, eben jene Verkürzung von Inhalten auf wenige ausdrucksstarke Zeichen, die ihr Publikum umso heftiger mit ihrer Botschaft überfallen, fehlt den Konzer Plakatwänden völlig. Ebenso wenig wie hier die Kunst mit der Hektik und Banalität des Alltags konfrontiert wird oder ihm Einhalt zu bieten versucht. Was sich in Konz wohltemperiert darstellt, ist weitgehend eine Bildergalerie im Freien, und das in einem ausgesprochen erholsamen Umfeld.
Einzig im Kreisel dreht sich - allerdings nur verkehrstechnisch - alles um die drei Arbeiten. Der Durchblick, den Roby Hoffmanns leerer Rahmen dort ermöglicht, ist eine unzählige Male wiederholte Übung. Wobei die Installation dort sinnbildlich durchaus überzeugt. Verloren und hilflos steht die Kunst im geschäftigen Lärm, wie eine Schiffbrüchige, die sich auf eine Insel im unaufhaltsam tosenden Strom der Autos gerettet hat.
Die Ausstellung ist bis zum 19. August zu sehen. Informationen gibt es beim Kulturbüro der Stadt, Telefon 06501/83197.

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