Die Kunst hat so viele fantastische Antworten

Köln/Luxemburg · Ob tropfender Wasserhahn oder klappernder Topfdeckel: Für Simon Rummel ist alles künstlerisches Ereignis. Rummel hat in diesem Jahr den Robert-Schumann-Kunstpreis erhalten.

Köln/Luxemburg. Er schaut ein wenig erstaunt in die Welt. Und dazu hat er auch allen Grund. Allein schon der Dinge wegen, die ihn umtreiben und beschäftigen. In Simon Rummels Leben geht es meistens um Kunst. Die Kunst sei wie ein Fass ohne Boden, in dem sich immer Neues, Ungeahntes auftue, sagt der junge Künstler, ein fantastischer Fragen- und Antwortenkatalog. Was Wunder, dass einem das Staunen da wesensmäßig wird. Aber noch etwas zeichnet den Robert-Schuman-Preisträger 2011 aus. Er denkt nach über seine Kunst, das Leben und die Welt um sich her, und das mit einer Ernsthaftigkeit und Tiefe, die einem Respekt abnötigt. Wer jetzt schon einen todernsten, womöglich vor der Zeit vergrauten Grübler vor Augen hat, liegt allerdings falsch.
Dass Simon Rummels Tiefgang nicht zum bleischweren Tauchgang entartet, dafür sorgt erstens sein Witz und zweitens seine allzeit bereite Experimentierfreude und seine Lust am Improvisieren. Das kommt ihm auch im Alltag zupass, etwa wenn er auf der Treppe am Bahnhof über die Frage nachdenkt, was denn nun sein Anspruch an die Kunst sei. "Etwas Neues zu wagen, dazuzulernen und über den eigenen Schatten zu springen, das bedeutet mir künstlerisches Schaffen", sagt der schmale junge Mann mit dem fragenden Blick. Derweil donnert im Hintergrund wie zur Bestätigung ein Zug vorbei, ein Passant bittet um etwas mehr Platz, irgendwas quietscht. Fast wie ein Projekt von Rummel. Denn: Der Alltag als große Partitur, das Leben als Kunstraum und Stichwortgeber, auch das gehört zur Ideenlehre seiner Kunst, egal ob der Wasserhahn tropft oder der Topfdeckel scheppert. In Trier ist Simon Rummel 1978 geboren. Als Sängerknabe im Chor der Barmherzigen Brüder wurde er nicht nur in die Musik eingeführt, auch als Christ wurde er dort weitergebildet. Bis heute fällt ihm auf, wie sehr die eigene Kultur vom Christentum geprägt ist.
Auch er versteht sich als Christ, gleichwohl als kritischer. Nach der Schule studierte der Moselaner zunächst Musik in Köln, wo er auch heute lebt. "Ich bin Musiklehrer", sagt er schlicht und verschweigt bescheiden seine prominenten Lehrer wie den genialen Jazz-Pianisten John Taylor. Bescheidenheit und Schlichtheit gehören nämlich auch zu Simon Rummel.
Wie kenntnisreich er ist, merkt erst, wer näher mit ihm ins Gespräch kommt. Und dann tritt auch seine entschiedene und selbstbewusste Argumentation zutage. Nach dem Musikstudium wechselte Rummel nach Düsseldorf an die Kunstakademie, um der "Vieldeutigkeit der Kunst" eine weitere Deutungsmöglichkeit hinzuzufügen.
Heute ist Rummel, der inzwischen über eine beachtliche Preis- und Ausstellungsbiographie verfügt, ein echter Crossover und Multimediakünstler.
Als Zeichner, Bildhauer und Musiker ist er tätig, alle drei Sparten verschränkt er spannend. Und Kochrezepte erfindet er auch noch. Denn die "Magie des Realen" hält ihn nun mal gefangen.
Für Luxemburg hat er eine große "Orgel" konstruiert, eine mehrdeutige Installation, die Instrument, Plastik und Zeichnung ist. Sie tut das, was auch zu Rummels künstlerischen Zielen gehört: "Ich will die Kräfte der Kunst zeigen". Bis 3. Januar. Öffnungszeiten: Di. bis So. 13.30 bis 18.30 Uhr Ausstellungsorte: Ecole Supérieure d\'Art de Metz Métropole, Eglise des Trinitaires Centre d\'Art Contemporain Faux Mouvement Eglise St.Pierre aux Nonnains www.METZ.FR

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