Die Legende lebt

FREUDENBURG. Wie in alten Zeiten: Die britische Band "Wishbone Ash" ließ es im ausverkauften Ducsaal einmal mehr so richtig krachen. Von der Urbesetzung der 70er Jahre, als die Alben des Quartetts weltweit reißenden Absatz fanden, ist heute nur noch Gitarrist Andy Powell (53) - der Kopf der Gruppe - mit von der Partie.

"Wir sind die Helden aus dem Untergrund und spielen uns täglich unsere Finger wund auf unseren selbstgebastelten Gitarren." So textete Krautrocker Lothar Meid von der deutschen Kultband "Amon Düül" in den Siebzigern. Ben Grenfelt, zweiter Gitarrero neben Altmeister Powell bei "Wishbone Ash", kommt zwar nicht aus dem politischen Untergrund, sondern spielte zuvor bei den finnischen "Leningrad Cowboys". Seine unzähligen mitgebrachten Klampfen hat er selbstverständlich auch nicht allein angefertigt. Denn mittellos ist er ganz gewiss nicht. Aber zwei Dinge hat er mit Lothar Meid gemeinsam: Im Ducsaal sind die "Wishbones" an diesem Abend genau an der richtigen Stelle. Sie werden wie Helden von den Fans angefeuert, die flinken Gitarrenläufe beklatscht und bejubelt. Und obwohl Freudenburg erst der zweite Gig der soeben gestarteten Deutschland-Tournee ist, hat Grenfelt sich doch tatsächlich die Finger wund gespielt, wie er dem beeindruckten Publikum zeigt. Ein Zeichen, mit welcher Spielfreude und welchem Elan die vier Jungs an diesem Abend zur Sache gehen. Dass auch Bassist Bob Skeat und Schlagzeuger Ray Weston erst einige Jahre zum Quartett gehören, tut dem Sound keinen Abbruch: "Wishbone Ash" 2004 klingt fast so wie in den frühen 70ern. Da wurden Andy Powell und sein Nebenmann Ted Turner vom Magazin "Rolling Stone" unter die 20 besten Gitarristen aller Zeiten und die LP "Argus" von der Fachzeitschrift "Meloday Maker" 1972 zum "Album des Jahres" gewählt.Zwei Leadgitarristen als Markenzeichen

Das Rezept ihres Erfolges ist einfach: Die recht ungewöhnliche Besetzung mit zwei Leadgitarristen haben die Briten damals vom Southern Rock der amerikanischen "Allman Brothers" übernommen. Bestimmt wird ihr Sound mal von hämmerndem Boogie, mal von geradezu minnehaft wirkenden choristischen Folkgesängen, die von elegischen Soli begleitet werden. Oder einem Schuss Hardrock, der zuweilen von treibendem Blues - etwa im grandiosen "Almighty Blues" - abgelöst wird. "Wishbone Ash" gibt den Fans an diesem Abend, was die hören wollen. Und das sind Titel wie "The King Will Come", "Warrior", "Throw Down The Sword" oder auch "Phoenix". Umjubelte Höhepunkte in fast allen Stücken sind die Duette der Gitarristen. Doch gerade hier gibt es im Vergleich zu früher einen wesentlichen Unterschied: Lieferten sich Powell und Turner in den 70ern regelrechte Gitarrenduelle, so ist es heute eher ein Mit- als ein Gegeneinander, was Powell und Grenfelt auf der Bühne zelebrieren. Nach rund zweieinviertel Stunden findet in Freudenburg die Reise zurück in die 70er ein Ende.

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