Die Natur als künstlerischer Spielraum

Trier · Eine ganz außergewöhnlich reizvolle Ausstellung zeigt derzeit die Gesellschaft für Bildende Kunst im Palais Walderdorff. Dort sind die Arbeiten der in Berlin lebenden Koreanerin Yune-Ji Kim zu sehen.

 Yune-Ji Kim vor einer ihrer Installationen. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Yune-Ji Kim vor einer ihrer Installationen. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier. "Gehst du in einer Mondnacht hinaus, zünde keine Fackel an, sonst wird der Mond traurig sein." Die Harmonie zwischen Mensch und Natur ist eines der großen Themen fernöstlicher Philosophie. Seit jeher ist die natürliche Ordnung in den Kulturen Ostasiens Vorbild, Spiegel und Reflexionsgrundlage auch für Künstler aller Art. Zum "Berg der Seele" etwa wandert der chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian auf dem Weg zu sich selbst. Auch die Koreanerin Yune-Ji Kim bekennt: "Ich liebe die Natur. Sie spiegelt sich in meinen Arbeiten."
Sonne und Mond, feine, im Lufthauch wehende Fasern oder Formen, die gleichermaßen an runde Seerosenblätter wie an große Wassertropfen erinnern, glaubt der Betrachter auch sogleich in den Installationen und Objekten der Künstlerin zu erkennen. Eine besonders feinsinnige Arbeit ist Yune-Ji Kims "Jahreszeiten", bei denen zarte, sich im Lufthauchbewegende Fäden in wegklappbaren Eisenrahmen hängen.
Yune-Ji Kim liebt nicht nur die Natur, sie spielt nach eigenem Bekunden auch mit ihr. Soll heißen, die vielfältigen natürlichen Erscheinungen dienen ihr zu immer neuen Bildern, Kompositionen und Variationen. Ebenso spielt die Künstlerin mit der Vorstellungskraft des Betrachters, der Verknüpfung seiner gespeicherten inneren Bilder mit den Bildwerken ihres Schaffens draußen.
"Das ist durchaus gewollt", bestätigt Yune-Ji Kim. "Ich mache eine Arbeit fertig. Und dann kann der Betrachter sie selbst weiterdenken." Die Installationen und Objekte der in Berlin lebenden Bildhauerin sind von großem ästhetischem Reiz. Das macht gleichermaßen ihre Balance wie ihre feinsinnige Bildsprache. Yune-Ji Kim war in Saarbrücken Schülerin von Wolfgang Nestler, dessen sensibler Umgang mit Eisenstangen hier durchaus Pate gestanden hat.
Gleichwohl hat Yune-Ji Kim ihre ganz eigene Sprache und Position gefunden. Natur und Kunst verbindet sie geistvoll und formal gekonnt zum abstrakten Bild. Ihre auf die notwendigsten Zeichen reduzierten Bildschöpfungen bereiten nicht nur Sehgenuss. Sie markieren vielmehr einen Denk-und Vorstellungsraum, einen Spielraum, in dem der Betrachter sein ganz individuelles Spiel mit der Natur und der eigenen Phantasie spielen kann. Unbedingt sehenswert! er
Bis 2. August, Dienstag, Donnerstag, Freitag, 11 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Mittwoch, Samstag, Feiertag 11 bis 13 Uhr, Telefon 0651/46824491,
<%LINK auto="true" href="http://www.gb-kunst.de" class="more" text="www.gb-kunst.de"%>

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort