Ausstellung Uralte Kunst aus Feuer und Glas

Großlittgen · Neu geordnet: Die Email-Ausstellung im Museum „Alte Mühle“ im Kloster Himmerod.

Exponate der Email-Ausstellung: Eine Standuhr aus China sowie  Gulag Triptychon von Alexander Karikh.

Exponate der Email-Ausstellung: Eine Standuhr aus China sowie  Gulag Triptychon von Alexander Karikh.

Foto: Eva-Maria Reuther

„Die Freude, die ich an dieser Kunst hatte, machte, dass ich die großen Schwierigkeiten daran für ein Ausruhen hielt“, erinnert sich Benvenuto Cellini in den berühmten „Traktaten über die Goldschmiedekunst und die Bildhauerei“ an seine Beschäftigung mit der Email-Kunst (manchmal auch: Emaille). Tatsächlich verlangt die Kunst aus Feuer und Glas neben handwerklichem Können viel Erfahrung und eine gewisse Risikofreude. Selbst der meisterliche Renaissance-Goldschmied Cellini musste einräumen, dass man am Ende dem Feuer ausgeliefert sei, das „alles verderben“ könne. Auch in der Region Trier ist die Tradition der Email-Kunst präsent. Das Museum „Alte Mühle“ im Kloster Himmerod  beherbergt seit vielen Jahren eine Ausstellung dazu. Regelmäßig wurden in den letzten Jahren in der hauseigenen Werkstatt Workshops und Kurse zum Emaillieren abgehalten. Jetzt wurde die Dauerausstellung durch die  in Burg bei Zell lebende Email-Künstlerin Ingeborg Marin und ihre Luxemburger Kollegin Brigitte Westemeier neu gestaltet und aktualisiert. Die einstige Zisterzienserabtei ist ein passender Ort. Wurde doch in den mittelalterlichen Klosterwerkstätten die Email-Kunst gepflegt und gelehrt. Eines ihrer damaligen hochangesehenen Zentren waren die Trierer Klöster mit ihren kunstvoll gestalteten liturgischen Goldschmiedearbeiten. Die Ursprünge des Glasschmelzverfahrens, bei dem flüssiges Glas, dem man zum Färben Farbpigmente beigibt, auf einen metallenen Untergrund aufgetragen und gebrannt wird, gehen allerdings weit zurück. Die ältesten Funde stammen aus einem dreitausend Jahre alten mykenischen Grab. Die Ausstellung in Himmerod  verweist mit ihren zahlreichen Exponaten auf einen Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis heute. „Wir haben den alten Bestand gesichtet, neu geordnet und durch zeitgenössische Arbeiten ergänzt“, berichtet Ingeborg Martin über das Konzept der beiden Kuratorinnen. Was sich als Dauerausstellung jetzt darstellt, ist angesichts der Exponate nicht nur eine Augenfreude. Besucher erhalten auch einen Einblick in vielfältige künstlerische Techniken sowie  in die unterschiedlichen Bereiche, in denen die Email-Kunst Verwendung fand. Was einst der göttlichen Verehrung vorbehalten war, schmückte bald auch Weltliches und fand Eingang in die Häuser von Aristokraten und wohlhabenden Bürgern. So finden sich auch in Himmerod gleichermaßen aufwendig verzierte Kreuze und Andachtsbilder wie edle Colliers, schön gestaltete Bestecke oder Teeglashalter für den anspruchsvollen Haushalt. Einen Schwerpunkt bildet die hochkomplizierte Cloisonné-Technik, ein sogenanntes Zell-Schmelzverfahren, bei dem der Künstler auf einem metallenen Untergrund mit Hilfe von Drähten kleine Zellen oder Kammern abtrennt, die einzeln gefüllt werden, so dass beim Brennen Muster entstehen. Andere Künstler nutzen, wie hier zu sehen, den Metallgrund aus Gold, Silber oder Kupfer, um unmittelbar darauf zu malen. Mit ihren internationalen Exponaten verweist die Schau zudem eindrücklich auf die interkulturelle Tradition der Email-Kunst. Aus China, Japan, Korea, Russland. Israel, Australien und den europäischen Ländern kommen die Ausstellungsstücke. Die russischen Glaubensbilder oder die Vasen aus China und Korea verweisen zudem darauf, wie sehr Volkskunst und landestypische Formen sich auch in der Email-Kunst niederschlagen. Lange Zeit beschränkte sich der künstlerische Umgang mit dem Email auf die sogenannte angewandte Kunst sprich das Kunsthandwerk.

Inzwischen hat sich die Email-Kunst als eigenständige Kunst emanzipiert, was hier vor allem die zeitgenössischen Arbeiten belegen, mit ihren zum Teil abstrakten Bildern und Reliefs. Eine der interessantesten Arbeiten ist das Gulag Triptychon des zeitgenössischen russischen Künstlers Alexander Karikh. Zu den Highlights der Ausstellung gehört zudem eine prachtvolle chinesische Säulenuhr, eine Schalenpyramide aus Japan und die wunderbare „Urna“ des Italie­ners Orlando Sparaventi, mit ihren fein verlaufenen Glasuren aus Murano-Glas. Neben der Dauerausstellung wird im Foyer und auf der Galerie zudem eine Sonder-Ausstellung zeitgenössischer Email-Kunst-Positionen gezeigt.

Email-Ausstellung in Himmerod, Gulag Triptychon von Alexander Karikh, Foto: Eva-Maria Reuther

Email-Ausstellung in Himmerod, Gulag Triptychon von Alexander Karikh, Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther

Öffnungszeiten: Di-So 14-17 Uhr, Tel. +49 (0) 6575 9513-55

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort