Die Region lebt den Jazz

Trier/Wittlich/Bitburg · Jazz war immer eine Musik aus dem Untergrund - sie wird selten institutionalisiert, ihre Musiker legen Wert auf ein hohes Maß an Freiheit. Deshalb ist die Jazzszene bundesweit häufig ehrenamtlich auf Vereinsebene organisiert. In der Region gibt es vier Clubs, die sehr aktiv sind.

Trier/Wittlich/Bitburg. Paul Kuhn, Lisa Bassenge, Nils Wogram - Namen von berühmten Jazzmusikern. Sie alle waren schon in der Region, eingeladen von verschiedenen Jazzclubs, die von Trier, Prüm und von Wittlich aus die Jazzszene prägen. Jeder der Clubs hat seinen eigenen Schwerpunkt. Was für alle gilt ist, dass sie sich weitgehend ehrenamtlich organisieren und über Spendengelder und Sponsoren finanzieren.

Jazzclub Wittlich: Der Wittlicher Jazzclub wurde 1993 gegründet. Vorsitzende des Jazzclubs Wittlich ist Hildegard Adams, die auch für die künstlerische Leitung des Vereins verantwortlich ist.
Schwerpunkt des Vereins ist das Veranstalten von Konzerten. Die jeweilige Saison beginnt jeweils im September/Oktober mit einem Jazz-Meeting, das an zwei Tagen stattfindet. Anschließend gibt es mehrere Konzerte in den Folgemonaten an drei Spielstätten - im Haus der Jugend, in der Synagoge und im Hotel Lindenhof, alle in Wittlich. Die Konzerte im Hotel Lindenhof sind Open-Air-Konzerte.
Die Konzerthöhepunkte im nächsten Jahr (Auswahl): Paul Kuhn und Band (16. Mai, 20 Uhr, Hotel Lindenhof), John Abercrombie & Marc Copland Quartett (29. April, 20 Uhr, Hotel Lindenhof), Cristina Braga Trio (4. Februar, 20 Uhr, Synagoge).

Jazzclub Trier: Der Jazzclub Trier legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung des Jazz-Nachwuchses in der Region. Deshalb arbeitet er auch eng mit der Trierer Jazz- & Rockschool zusammen, wie Vorsitzender Nils Thoma erklärt. Dazu arbeitet er auch eng mit der Jazzinitiative Eifel zusammen. 2008 feierte er sein 30-jähriges Bestehen. An Ostern veranstaltet er einen traditionellen Jazz-Workshop. Außerdem gibt es den jährlich stattfindenden Jazzgipfel.
Ein weiterer Traditionstermin des Vereins ist das Open-Air-Jazzfest am Trierer Dom, das an Pfingsten stattfindet. Konzertsessions gibt es immer am letzten Donnerstag im Monat ab 21 Uhr in der Kneipe Miss Marples (Karl-Marx-Straße).
Die Konzertreihe Jazz im Brunnenhof, die bislang vom Jazzclub Eurocore veranstaltet wurde, findet ab 2012 unter der Leitung des Jazzclubs Trier statt. Der Club verfügt über ein eigenes Label, Portabile Music, das Musikern aus der Region CD-Produktionen ermöglicht.
Konzerthöhepunkte im nächsten Jahr (Auswahl): 13. Jazzgipfel (20. Januar, Tufa), Ralph Browner (3. März, Tufa), Formidable Trio Jurkovic+Uhlir+Helesic aus Prag (22. März, Tufa).

Jazzclub Eurocore Trier: Der Jazzclub Eurocore feiert im Jahr 2012 sein 35-jähriges Bestehen, was der Trierische Volksfreund als Medienpartner präsentiert. Der Club setzt den Schwerpunkt auf Konzertveranstaltungen. Er legt besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit belgischen, luxemburgischen und französischen Partnern, wie Vorsitzender Thomas Schmitt sagt.
Für 2012 sei zudem eine Kooperation mit dem renommierten Jazzfestival St. Ingbert geplant, das neue Spielstätten auch in Trier suche.
Auch der Jazzclub Eurocore bietet einen Workshop, der sich an bereits erfahrenere Jazzmusiker richtet. Zudem lobt er im nächsten Jahr zum dritten Mal den regionalen Jazzpreis aus, der von Sponsoren finanziert wird.
Höhepunkte in Auswahl: Ralph Towner & Paolo Fresu (9. Februar, 20 Uhr, Tufa Trier), Youn Sun Nah und Ulf Wakenius (15. März, 20 Uhr, Tufa Trier), 39. Podium Junger Künstler im Kurfürstlichen Palais Trier (29. April, 11 Uhr).

Jazzinitiative Eifel: Hermann Nahrings leitet die Jazzinitiative Eifel, die sich 1993 gegründet hat. "Wir wollen dem Publikum das Thema Jazz nahebringen. Aber auch die Künstler sind wichtig, denen wir viel Freiheit lassen. Wir haben eine umfangreiche Jugendarbeit am Start", erläutert Nahrings die Schwerpunkte. Dazu zählen verschiedene Workshops, darunter auch sogenannte "Trommelpartys" an Grundschulen. Dabei erklärt ein Schlagzeuger den Kindern sein Instrument, und lässt sie mit einfachen Mitteln spielen.
Monatlich werden Konzerte geboten; einmal im Jahr startet der Prümer Jazztag und mindestens zwei Konzerte finden im Haus Beda in Bitburg statt. Der Verein arbeitet eng mit der Musikschule in Echternach zusammen, aber auch mit den anderen drei Jazzclubs in der Region, wie Nahrings versichert.
Konzerthöhepunkte in Auswahl:
Katharina-Maschmeyer-Quartett (12. Januar, 20 Uhr, Bistro Finesse in Bitburg), Trierer Quintett ad hoc (2. Februar, 20 Uhr, Bistro Finesse, Bitburg), Heike Duncker Trio (1. März, 20 Uhr, Bistro Finesse in Bitburg).Meinung

Beispielhaftes Engagement
In Zeiten, in denen viele öffentliche Geldhähne zugedreht werden und allenthalben über mangelnde Kulturförderung gejammert wird, ist das Engagement der vier Jazzclubs in unserer Region beispielhaft. Diese seit Jahrzehnten gewachsene Clubkultur bietet dem Jazzfan in der Region eigentlich alles, was er braucht: hochkarätige Konzerte wie der Auftritt von Paul Kuhn in Wittlich im kommenden Jahr, Open-Air-Events wie das Jazzfest am Dom in Trier oder der Prümer Jazztag und, besonders wichtig, Nachwuchsförderung von der Eifel bis ins Trierer Land. Sogar einen eigenen Jazzpreis, den Eurcore JTI Jazz Award, kann sich diese Szene leisten. Er sorgt für internationale Beachtung - im vergangenen Jahr hat ihn zum Beispiel die Schlagzeugerin Marjlyn Mazur aus New York erhalten. Das alles wird von ehrenamtlicher Arbeit getragen und auch von Sponsoren aus Wirtschaft und Gesellschaft gefördert - eine höchst lobenswerte Leistung. hp.linz@volksfreund.de

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