med. Marcus Welby. Auch nicht? Dann dürfte jetzt ein kleiner Rückblick nötig sein. Zu einer Zeit, als es im Fernsehen nur drei Programme gab, wimmelte es im ersten und zweiten von amerikanischen Serien. "Auf der Flucht", "Tennisschläger und Kanonen", "Solo für O.N.C.L.E." - und eben "Dr. Marcus Welby". Neben Robert Young in der Titelrolle gab es eine zweite Protagonistin, die zwischen 1969 bis 1976 mindestens genauso populär war wie der Medicus. Und das war die mexikanisch-stämmige Señorita Verdugo, die bei Serienstart 45 Jahre alt und in allen 169 Episoden zu sehen war, wofür sie einige Emmy-Nominierungen einheimsen konnte. Dem Klischee, in das die Produzenten der Reihe sie stecken wollten, erteilte sie eine klare Absage: Sie weigerte sich, eine Haushälterin zu spielen (die höchste gesellschaftliche Rangstufe, die lateinamerikanische Schauspielerinnen seinerzeit in Hollywood erreichen konnten). Also wurde sie als die resolute Empfangsdame Consuelo Lopez besetzt, die selbst Ärztin hatte werden wollen. Doch da die Familie ihrer Tochter kein Medizinstudium finanzieren konnte, musste sie sich mit einem Job als Sprechstundenhilfe zufriedengeben. Aber was für eine! Als Erstes bestand sie auf der Streichung ihrer ersten Szene, in dem sie ihrem Chef untertänigst einen Kaffee servieren sollte und kaum mehr zu sagen hatte als "Ja, Herr Doktor" und "Nein, Herr Doktor." Stattdessen gab sie sich medizinisch kompetent und geigte ihrem Chef schon mal gehörig die Meinung, die nicht immer die seine war. Was sie zum heimlichen Star der Serie machte, denn Frauen wie sie waren im US-Fernsehen jener fernen grauen Jahre eine Seltenheit. Viele Frauen schrieben der Schauspielerin später, sie sei Auslöser und Vorbild gewesen, dass sie selbst eine medizinische Karriere eingeschlagen hätten. Emanzipation sozusagen als "learning by seeing". Elena Verdugo sorgte ebenfalls dafür, dass hispanische Frauen - nicht nur im Filmbusiness - stolz auf ihre Herkunft waren. Im Alter von 92 Jahren ist die Vorreiterin für ein selbstbewusstes Frauenbild nun, wie jetzt bekannt wurde, in Los Angeles gestorben, und zwar bereits am 30. Mai. no/dpa