Die Schöne ist das Biest

Wittlich · Niemand kann so charmant ironisch, so liebevoll gemein sein wie Anna Depenbusch. Wer\'s nicht glaubte, der erkannte es bei ihrem Auftritt in der Synagoge Wittlich, wo die Sängerin ihr aktuelles Soloalbum vorstellte. Ihr erster Besuch in der Region.

 Anna Depenbusch in der Wittlicher Synagoge. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Anna Depenbusch in der Wittlicher Synagoge. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Wittlich. Es gibt Musik, die macht glücklich. Ganz einfach so. Klingt leicht, und zumindest für Anna Depenbusch ist es das auch. Zart, grazil, unschuldig schreitet sie zum Klavier, setzt sich, hebt ihre langen, schlanken Arme. Und erst als sie beginnt zu singen, wendet sie ihr Gesicht dem Publikum zu und strahlt. Depenbusch ist eine Schauspielerin, irgendwie. Die 34-jährige Hamburgerin schlüpft in die Rolle der Verliebten, der Verlorenen, der Verletzen. Die Liebe aus allen Perspektiven will sie in ihren Liedern zeigen, sagt sie. Mit Texten - stets in Deutsch - die herrlich ehrlich und authentisch sind. Ja, die Liebe ist oft nur Farce, wie in ihrem bekanntesten Stück "Tim liebt Tina", das die Beziehungsgeflechte in einer Clique entwirrt.
In der Wittlicher Synagoge stellt sie den 100 Zuschauern ihr drittes Album "Die Mathematik der Anna Depenbusch in Schwarz-Weiß" vor, solo am Klavier, nachdem sie zuvor mit Band getourt war. Eine Mischung aus Chanson, Swing, Jazz und Pop.
Jedem Gefühl verleiht Depenbuschs Gesang einen Ton, sie kann singend lachen, seufzen und schreien. Und sie trällert, im positiven Sinn, eben mit Gefühl und Lust. Viel zu fad wäre es, bei einem Ton oder einer Laune zu bleiben. Sie wechselt die Rhythmen, die Klangfarben so schnell, dass keinem Zuhörer langweilig werden könnte. Die Überraschungsmomente sind ihr Charakteristikum. Da kommt ein Lied wie "Wenn du nach Hause kommst" so zuckersüß und liebevoll daher und schlägt plötzlich in Garstigkeit um. Dabei will sie doch nur geküsst werden, da geht man eben schon mal mit dem falschen Mann nach Hause.
All das im außergewöhnlichen Ambiente der Synagoge, meist in blaues Licht getaucht, umgeben von zarten Lichtern. Die Zuschauer lachen und singen mit der charmanten Hamburgerin, pfeifen, rasseln mit ihren Schlüsseln und wiegen bei "Tim liebt Tina" im Takt hin und her.
Wer\'s verpasst hat, ist selbst schuld.

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