Die Schöpferin charmanter Schafe

Wie kommt man auf die Idee einen Schafskrimi zu schreiben? Diese und weitere Fragen hat Leonie Swann nach ihrer Lesung im Sudhaus der Bitburger Brauerei beantwortet. Eine Lesung die zeigte: An Schafe kann man fast überall denken.

Bitburg. Schweigend sitzt Leonie Swann da. 460 Augenpaare sehen sie an. In der schwül-warmen Luft des riesigen Raumes sirrt es. Vielleicht die gelben Lüftungsrohre? Oder die orangefarbenen "Schornsteine" die hoch über den großen Kesseln in einer blauen Decke verschwinden?

Das Sudhaus der Bitburger Brauerei sieht aus wie die Kulisse eines 70er Jahre Science-Fiction-Films. Ob man hier wohl an Schafe denken kann?

Weltweit erster Schafkrimi



Dazu sind die 460 Menschen schließlich gekommen. Sie wollen der Autorin des weltweit ersten Schafskrimis in eine Welt folgen, in der Schafe die ungeheuer sympathischen Helden sind. "Glennkill" heißt das Buch, das vor der schweigenden Frau auf dem Tisch liegt. Sie blickt Richtung Kessel. "Kochen", "Läutern", "Klären" steht darauf. Eine Steilvorlage für jeden, der etwas über eine Krimi-Lesung sagen oder schreiben soll. Doch Josef Zierden, Organisator des Eifel-Literatur-Festivals, verwandelt sie selbst: Man könne gespannt sein, was in diesem Krimi alles hochkocht, geklärt wird und ob der Täter am Ende geläutert hervorgehe. Und dann beginnt Swann zu lesen: "Gestern war er noch gesund", sagte Maude. Ihre Ohren zuckten nervös. "Das sagt gar nichts", entgegnete Sir Ritchfield, der älteste Widder der Herde, "er ist ja nicht an einer Krankheit gestorben. Spaten sind keine Krankheit." So beginnt die Geschichte, in der sich Schafe daran machen, den Tod ihres Schäfers aufzuklären, den sie mit einem Spaten im Leib auf der Weide finden. Ein jedes hat seinen Charakter: ist schlau, gefräßig, ängstlich, verträumt, geheimnisvoll oder einfach nur besonders wollig. Allen gemeinsam ist, dass sie Schafe sind und Schafe sind ein bisschen beschränkt. Sie können nicht wissen, was ein Testament ist, denken sehr viel an Heu und stellen sich Europa als große Wiese voller Apfelbäume vor. Die Welt der Menschen aus ihrer Sicht zu sehen, ist sehr amüsant. Das Kichern, das sich immer wieder über das Surren der Sudhaus-Lüftung legt zeigt: Dank Swanns Buch kann man fast überall an Schafe denken.

Seine Autorin stellt sich nach der Lesung den Fragen des Publikums. Wie sie gerade auf Schafe kam weiß sie nicht. "Wo kommen Ideen her?", fragt sie zurück. Am Anfang habe ganz plötzlich das Wort "Schafskrimi" gestanden. Daraufhin habe sie die erste Szene geschrieben. "Die Schafe waren überrascht, den toten Schäfer zu finden. Ich war auch überrascht." Sie habe das Gefühl gehabt, mit zu ermitteln. Erst sollte es eine Kurzgeschichte werden. Doch dann wurde sie länger. "Und dann hatte ich immer noch keinen Mörder und wusste immer noch nicht wie es ausgeht", sagt Swann. Eines Tages sei dann ihr Mann zu ihr gekommen und habe gesagt: "Du, ich weiß jetzt, wer George umgebracht hat". So war es dann auch. Nun schreibt sie an ihrem zweiten Buch. Wann es fertig wird, weiß sie noch nicht. Denn Schafe seien störrisch.

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