"Die Sendung ist brett-authentisch"

HAMBURG/TRIER. Doppelter Erfolg für Guildo Horn: Der aus Trier stammende Künstler konnte am Donnerstagabend für die Talksendung "Guildo und seine Gäste" in den Hamburger Börsensälen den Paralympic Medienpreis 2006 entgegennehmen. Und ab heute strahlt auch 3Sat seine Sendung aus.

Die Idee, Behinderte in eine Talkrunde einzuladen, stammt ja von Ihnen selbst. Wie kam es zur Realisierung?Guildo: Ich war vor drei Jahren bei Frank Elstners "Menschen der Woche" zu Gast und habe ihm nach der Sendung einfach das Konzept in die Hand gedrückt. Irgendwann hab ich bei ihm zu Hause gesessen, wir haben rumgesponnen und getüftelt. Sein Sohn hat dann die Produktion übernommen. Und der SWR als Sender war sofort begeistert?Guildo: Na ja, der erste Redakteur, dem ich das vorstellte - das war in der Abteilung "Kirche, Familie, Gesellschaft" - wollte eher eine gesellschaftskritische Betroffenheitssendung, aber keinen Talk mit Behinderten. Also das Gegenteil von dem, was mir vorschwebte. Aber Hut ab vor dem Mut des Fernsehdirektors, dann doch mein Konzept zu akzeptieren und umzusetzen. Frank Elstners Reputation hat dabei sicher geholfen. Haben Sie selbst eigentlich vorher viel darüber nachgedacht, dass man mit so was auch richtig auf der Nase landen kann?Guildo: Ich selbst weniger, ich mache sowieso lieber Pioniersachen, als auf ausgetretenen Pfaden zu laufen. Ich habe ein paar Bekannte aus Trier eingeladen, und dann haben wir einfach mal "trocken" ausprobiert, wie das klappt mit dem Talken. Aber die Diskussion über Risiken haben wir natürlich schon geführt. Letztlich ist mir dann alles schon fast zu glatt gelaufen... Im Ernst?Guildo: Ich wollte nicht provozieren, aber schon eine Debatte rauskitzeln. Doch die Kritiker von der "intellektuellen Presse" wollten dann wohl auch nicht ins Fettnäpfchen treten und hatten ein bisschen Angst vor dem Thema, deshalb waren alle sehr lieb. Und die Kritik aus Kreisen der "Betroffenen"?Guildo: ...war super-positiv, vor allem von Leuten aus den Lebenshilfe-Werkstätten. "Genau so ist das bei uns", haben die gesagt. Also zeigt Ihre Fernsehsendung keine künstliche Welt?Guildo: Im Gegenteil, die ist brett-authentisch. Ich habe nach der Premiere meine Schwester angerufen, die arbeitet als Pädagogin mit Behinderten, und die hat mir gesagt: "Der Behindertste in der Runde warst du." Da wusste ich, dass ich richtig liege. Die neue Staffel der Sendung hat gerade angefangen, ab heute überträgt auch 3Sat jeweils samstags um 14.50 Uhr - wie geht's weiter?Guildo: Erst mal freut mich das mit dem Samstag, weil der SWR-Termin Mittwochs um 23 Uhr für viele Behinderte zu spät ist. Der WDR zeigt auch Interesse. Ich würde gern noch mehr aus dem Alltag der Behinderten zeigen, mit einem Außenreporter, und ein bisschen mehr Sendezeit wär' auch nicht schlecht... Guildo als Behinderten-Beauftragter des deutschen Fernsehens?Guildo: Das nicht, aber Sendungen mit Behinderten sollten normal werden. Ich hätte da schon noch ein paar Ideen, wir sind uns ja erst am Einschießen. Das Gespräch führte TV-Redakteur Dieter Lintz.

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