Die sind Abba goldig: Hits der Kultband auch 2017 in der Europahalle Trier beliebt

Trier · Schlechte Perücken – gute Show! So könnte man den Auftritt der Abba Gold-Darsteller in der Trierer Europahalle auf einen Nenner bringen. Doch wenn 500 begeisterte Menschen größtenteils der Altersgruppe 50+ im Kollektiv „I have a dream“ singen, ist es mehr als einen Satz wert, um darüber zu berichten.

Die sind Abba goldig: Hits der Kultband auch 2017 in der Europahalle Trier beliebt
Foto: Karin Pütz

Als die vier "Schweden" die Bühne betreten, ist der erste Eindruck unfreiwillig komisch. Agnetha hat an Lebensjahren und Gramm zugewonnen, und Björn erinnert mit seiner schlechten Perücke an Mickie Krause in silbernen Plateaustiefeln. Aber spätestens nach der Ansage von Benny (ebenfalls mit unvorteilhaftem Kunsthaar ausgestattet) schließen die Zuschauer in der Europahalle die ABBA-Kopie ins Herz.

In feinstem Englisch erzählt er, dass sie einen wundervollen Tag in Trier verbracht und den Dom bei Sonnenschein gesehen hätten. "Wonderful to be back in Trier in this romantisch Halle", fügt er hinzu und lächelt so umwerfend knuffig, dass das Publikum ihm bereits jetzt zu Füßen liegt. Abba Gold - The Concert Show tourt durch 20 Länder und lässt dabei gleich mehrere "Sätze" an Abba-Darstellern auftreten.

In Trier sind es die Briten Debbie Watt (Agnetha), Claire Trusson (Anni-Frid), Dale Forbes (Benny) und William Tierney (Björn), die das Flair der 1970er Jahre vor den gut 500 Gästen in der Europahalle aufleben lassen. Allesamt sind sie ausgebildete Musiker/Schauspieler, die ihre Vorbilder perfekt kopieren. Auch die Begleitmusiker Bernd Junker (Schlagzeug) und Christoph Dubbel (Bass) beherrschen ihr Handwerk.

Die authentischen Kostüme und das gesanglich wie choreografisch auf hohem Niveau agierende Team sorgen für eine gelungene Zeitreise. "Einen Abend voll Nostalgie" verspricht Benny und animiert die Zuschauer zum Mitmachen. Dass die Altersgruppe in der Europahalle nicht so Smartphone-affin ist wie Fans von Teeniebands wird deutlich, als er auffordert, die Lampen am Smartphone leuchten zu lassen, um bei der Textpassage "the stars were bright, Fernando" die richtige Atmosphäre zu zaubern. Etwa ein Dutzend Smartphone-Sterne leuchten auf, doch was zählt das schon - das Strahlen von Agnetha und Anni-Frid macht alles wett.

Als bei "Mamma Mia" auf Bennys Geheiß alle aufstehen und mit nach oben gestreckten Armen mit den Zeigefingern in die Luft pieken, haben die vier das Stimmungsziel bereits erreicht. Dabei ist seit ihrem ersten Lied ("Waterloo") gerade mal eine halbe Stunde vergangen. Die Kinder der 1970er Jahre brauchen eben keine Smartphones für die Stimmung.

Als "The winner takes it all" angekündigt wird, geht ein Raunen durch die Europahalle. Offensichtlich haben zahlreiche Pärchen ihre eigene Geschichte zu dem 1980 geschriebenen Song. Dass es auch mit "no electric" geht, zeigen die Musiker, als sie einige Stücke in Akustikversionen vortragen, wie bei "Hasta Mañana".

So richtig goldig wird es, als Benny das Publikum auffordert, für eines der Crewmitglieder "Happy Birthday" zu singen. Klar, wer kann diesem englischen Schweden schon was abschlagen? Und wo gerade alle so schön singen - auch "I have a dream" schmettert schließlich die ganze Halle; der an die Wand projizierte Text hilft den Abba-Fans dabei. Nach diesem Abend dürften etliche Menschen mit einem Abba-Hit im Ohr einschlafen. Und das mit dem Wissen, dass es in diesen Zeiten noch Männer mit schlechten Frisuren gibt, die einem nicht den Schlaf rauben.

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