Die unbekannte Dichterin der Eifel

Hillesheim · Vor 150 Jahren wurde in Hillesheim die Schriftstellerin Franziska Bram geboren. Mit einer Festwoche vom 23. bis 30. Oktober, die vom Franziska-Bram-Freundeskreis veranstaltet wird, wird der Eifeler Autorin nun ein Denkmal gesetzt.

Nicht jeder kennt Franziska Bram und ihre Schwester Luise Schulze-Brück in der Eifel als Schriftstellerinnen, geradezu übermächtig erstrahlt hier das Bild von Klara Viebig als "die" Eifelschriftstellerin. Am Haus Hammes in Hillesheim erinnert seit dem Jahr 2000 lediglich eine Tafel an das Geburtshaus der Geschwister. Dem will der Franziska-Bram-Freundeskreis in Berndorf entgegenwirken und die Eifelerin in der Öffentlichkeit bekannt machen. "Schon oft wurde gesagt: Man muss da etwas machen. Und das tun wir jetzt", sagt Otto Leuer vom Franziska-Bram-Freundeskreis, der aktuell aus 15 Personen besteht.

Martina Kempff liest aus Brams Roman



Die Franziska-Bram-Festwoche in Hillesheim im Hotel "Zum Amtsrichter" mit Ausstellungen, Lesungen und weiteren Veranstaltungen (23. bis 30. Oktober) soll helfen, den Eifelern den Menschen Franziska Bram näherzubringen. Auch die bekannte Schriftstellerin Martina Kempff hat nach der Lektüre einiger Geschichten von Franziska Bram eine deutliche Meinung: "Diese Frau ist Wahnsinn. Da muss etwas passieren." Deshalb wird sie auch im Rahmen der Festwoche am 26. Oktober aus Brams Roman "Der Zorn Gottes" aus dem Jahre 1913 lesen.

Trotz ihrer Aufenthalte in Berlin und Koblenz blieb die Eifel und besonders Hillesheim Brams geliebte Heimat. "Auf diesem Boden wachsen sonderbare Menschen, bei Arm und Reich, Zäh und Tüchtig, Verschlagen und Heimlich, Bauern und Diplomaten, die wissen, wie man Flöhe husten hört und Mücken zur Ader lässt", schreibt sie über die Eifler.

Viele ihrer Werke handeln von den Menschen und dem Leben in der Eifel, sie zeigen eindrucksvoll in einer feinfühligen und innigen Sprache die Liebe der Schriftstellerin zu ihrer Heimatgemeinde. Ein "baumumwalltes Eiland" nennt sie das kleine Städtchen Hillesheim in ihrer Erzählung "Jugendparadies", spricht voller Sehnsucht von der "Frische der köstlichen Eifelluft, die es nur einmal gibt" und dass die Freiheit in der Heimat viel köstlicher ist, als alle Freuden der Stadt, wobei sie ihre Aufenthalte in Koblenz und Berlin meint. Wundervoll geschrieben ist auch ihre Erzählung "Eifeler Märkte", die zeigt, mit welcher Genauigkeit sie die Menschen und das Markttreiben in Hillesheim beobachtet hat. Herrlich ihre Beschreibung der Eifeler dabei und welchen Stellenwert der Markt für die Menschen hatte.

Starke Frauen prägen dagegen alle ihre Romane wie "Der Ruf des Lebens", "Der Meister", "Der Zorn Gottes", "Vohwinkels Drei" oder "Die Zelle der Gerechtigkeit".

Bram-Fan Gisela Leuer bewundert die symbolträchtige Sprache und den starken Ausdruck von Franziska Bram. "Es macht Spaß, ihre Werke zu lesen und es lohnt sich. Was hatte die damals schon für eine Denke. Denn wer vor 100 Jahren so über Frauen geschrieben hat, der muss schon eine starke Frau gewesen sein". Ihr persönlich gefallen "Die Zelle der Gerechtigkeit" und die Novelle "Auf der Straße der Suchenden", die Bram nach einem medizinischen Aufenthalt in der Schweiz schrieb.

Die Bücher der Eifeler Schriftstellerin und ihrer Schwester sind kaum noch erhältlich, da sie nie mehr neu aufgelegt wurden. Durch eine Buchfernausleihe kann man sie aber noch bekommen und im Antiquariat findet man hier und da noch eins. Deshalb hat Gisela Leuer "Die Zelle der Gerechtigkeit" in einer Auflage von 250 Stück neu aufgelegt. "Es war eine Heidenarbeit, aber sie war es mir wert", sagt die ehemalige Lehrerin.

Festprogramm im Internet: www.franziskabram.de

Hintergrund

Geboren wurde Franziska Bram am 26. Oktober 1860 in Hillesheim. Ihr Vater Gottfried Bram war Friedensrichter im heutigen Hotel "Zum Amtsrichter" und auch Mitbegründer des Eifelvereins, ihre Mutter Josephina Veling war die Tochter eines Hillesheimer Apothekers. Vier Kinder hatte das Ehepaar. Nach der Versetzung des Vaters nach Mayen verbrachte Franziska Bram die Kindheit und Jugend bei den Großeltern, prägend wird die Erziehung durch die Tante in Hillesheim. Sie war ein "kleines, zierliches Frauchen", physisch nicht robust und für Erkältungskrankheiten anfällig. Neben Hillesheim lebte Franziska Bram auch in Koblenz bei den Eltern und bei ihrer Schwester Luise Schulze-Brück in Berlin und später in Lehmen an der Mosel, wo sie am 12. Juni 1932 starb und ihre letzte Ruhestätte fand. Die ersten drei Romane schrieb sie noch unter dem Pseudonym Luise von Endeers, die alle vom Bachem Verlag verlegt wurden. Mit der Arbeit für den Verlag, für das Blatt des Eifelvereins und der Kölnischen Volkszeitung verdiente sich Franziska Bram ihren Lebensunterhalt. (HG)

Werke

Ihre Werke: (in Klammern Neu- bzw. Letztauflage): Die Compagnie, Roman, 1906; Bürgermeister Jörensens Töchter, Roman, 1907; Vohwinkels Drei, Roman, 1909 (1923); Am Ende der Welt, Roman, 1910 (1921); Die Zelle der Gerechtigkeit, Drei Novellen, 1912 (1922); Der Zorn Gottes, Roman, 1913 (1921); Der Ruf des Lebens, Roman, 1917 (1922); Der Meister, Roman, 1918 (1921); Auf der Straße der Suchenden, Drei Novellen, 1920; außerdem Erzählungen, Aufsätze und Skizzen in Zeitungen (Kölnische Volkszeitung), Zeitschriften (Eifelvereinsblatt) und Heimatkalendern, zum Beispiel "Der fressende Pfennig", "Skizzen von der Mosel", "Der Eulenspiegel von Rauhenstein". (HG)

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