Die Wahrheit hinter den Märchen

Enkirch · Gemeinsam mit dem Gebrüdern Jacob und Wilhelm Grimm auf eine wunderbar informative und amüsant plakative Märchenreise: Im Enkircher Weingut Rueff-Röchling hat das Bonner Ensemble Théâtre Bohémien mit "Die Grimms" und entführte große und kleine Besucher in eine andere Welt.

Enkirch. Platz nehmen, das brauchten die gut 50 Zuschauer bei der Aufführung "Die Grimms" gar nicht erst: Denn die beiden Brüder Jacob (Bernd Hannes Bendig) und Wilhelm (Lothar Schwarzer) höchstpersönlich führten ihre Gäste durch ihre Welt der Märchen und durch das gesamte Weingut Rueff-Röchling. Dabei gab es viel zu lernen über diese Gelehrten und Literaten und das nicht zuletzt auch von deren eigenen Schöpfungen: Dass es Schneewittchen (Babette Dörmer) mächtig auf den Geist ging, zusammen mit den sieben Zwergen am Ende der Welt leben zu müssen, das erklärte die Märchengestalt mit eindeutigen Worten dem lachenden Publikum: "Die sind den ganzen Tag arbeiten gegangenen und haben dann nicht geduscht, das hat vielleicht gestunken!"
Damen küssen den Frosch


Rotkäppchen (Lea Bendig), klar am roten Outfit zu erkennen, ließ in "guter" Jugendsprache raus, dass es total uncool sei, im Wald rumzuhängen und dass die Klamotten einfach das Letzte seien. Lachsalven gab es, als Wilhelm Grimm den Froschkönig "besprach": Er holte einen Stofffrosch aus dem Gebüsch und zahlreiche Damen durften ihn küssen - und pötzlich hüpfte dann der Prinz (Bruno Bandera) aus dem Hintergrund und entführte die Erlöserin.
Rapunzel als schlichtes Mädels, das seine Haare herunterlässt - viel zu einfach für diese einmalig-amüsante Inszenierung: Hier rappt der beleibte Blaubart (Homajun Dorchenas) im Hof des Weingutes zusammen mit der besserwisserischen Professorin Dr. von Spreti (Clara von Sydow), die stets die Zuschauer über die Wahrheiten hinter den Märchen der Grimms aufklärt.
"Von wegen, ihr habt die Märchen alle selbst erfunden. Alles Blödsinn: Ihr habt eure Freunde gebeten, euch Geschichten aufzuschreiben und dann habt ihr das gesammelt." Da fällt es den "angeklagten" Märchenmännern fast schwer zu kontern - erst recht, als sie im Weinkeller von Pechmarie (Franziska Düren) aufs Übelste bloßgestellt werden: "Als ihr 40 wart, da musste einer von euch heiraten. Ihr habt immer zusammengehockt - wie fürchterlich!"
Interessant und hintergründig ist die Inszenierung, und manch einer, dem die Märchenwelt längst verschlossen ist, mag nach diesem Abend mal wieder eines herausholen und lesen - bis dass der Abend zu Ende geht. jo

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