Kunstwerk der Woche Stephan Quappe Steffen Die Welt mit den Augen erspüren 

Das Zusammenspiel von Licht, Glas und Farbe fasziniert Menschen seit Jahrtausenden. Auch Stephan Quappe Steffen fesselt seit jeher das Licht, das die Farbe im Glas leuchten lässt und ihr eine ganz eigene Sinnlichkeit verleiht.

Stephan Quappe Steffen: „Kaninchen“.

Stephan Quappe Steffen: „Kaninchen“.

Foto: Stephan Quappe Steffen

Schon als kleines Kind hätten ihn beim sonntäglichen Kirchgang die bunten Glasfenster des Gotteshauses begeistert, erzählt der im Moselort Kesten lebende Künstler.

Das war damals in Chile, wo der Glasmaler, Maler und Grafiker die ersten Jahre seines Lebens verbrachte. Zurück in Deutschland nahmen die Eltern den Sohn mit zu einem Besuch im Kölner Dom. Beim Anblick der überwältigenden Buntglasfenster stand für den Jungen augenblicklich fest: „Das will ich auch einmal machen.“

Der Traum wurde wahr, als er nach Abschluss der Schule in die angesehene Glasfachschule in Hadamar im Westerwald aufgenommen wurde. Dort lernte er die Grundlagen der Glaskunst und Glastechnik. Nach Beendigung seiner Ausbildung und weiteren Stationen ist der 1962 geborene Künstler inzwischen wieder zu den familiären heimatlichen Wurzeln in die Moselregion zurückgekehrt.

Seit 1988 arbeitet er als Glasmaler und -gestalter bei der Trierer Glasfirma Binsfeld. Der weltläufige Glaskünstler ist gern unterwegs. Nach einer Chinareise ist sein Gemälde „Kaninchen“ entstanden, dessen Titel sich auf die chinesischen Schriftzeichen im Hintergrund bezieht. Zahlreich sind die Wettbewerbe, an denen Quappe Steffen teilgenommen hat.

Gerade ist nach einer erfolgreichen Wettbewerbsbeteiligung ein interaktives Glaskunstwerk für einen Kindergarten in Ludwigshafen-Oggersheim in Arbeit. In der Trierer Glaswerkstatt lernte Quappe Steffen auch den renommierten Trierer Glaskünstler Jakob Schwarzkopf kennen, mit dem er bis zu dessen Tod eng zusammenarbeitete. „Schwarzkopf war mein Mentor“, sagt Quappe Steffen. Von ihm habe er gelernt, dass man als Kunstschaffender zu seiner Kunst stehen und seine Ideen konsequent und, wo nötig, unnachgiebig verfolgen müsse.

Stephan Quappe Steffen gestaltet wie gesagt Glas. Aber nicht nur das. Das Mitglied des rheinland-pfälzischen Berufsverbands Bildender Künstler und Künstlerinnen (BBK) nutzt auch traditionelle Bildgründe wie Leinwand und Papier. Gern arbeitet er dabei großformatig. Die Farbe ist für ihn vor allem ein Mittel, um Atmosphäre und Sinnlichkeit zu erzeugen. Im Schwarz-Weiß des Zeichenstifts und seines Lineaments will er Charaktere sichtbar machen. Mit ihren farbigen Flächen und ihren zeichnerischen Elementen, wie den Stegen der Bleiverglasung oder den Linien der Schwarzlotzeichnungen, kommt die Glasmalerei seiner Ideenlage bestens entgegen.

Wenn der Künstler ins Malen vertieft ist, ist er quasi aus der Welt. „Beim Malen bin ich ganz bei mir“, sagt Quappe Steffen. Bis zur Erschöpfung kann er sich dabei verausgaben. Innen- und Außenschau verbinden sich in seinem Werk. „Ich erspüre die Welt mit meinem Auge“, sagt der Künstler. „Zum Bild wird dann, was ich sozusagen mit meinem inneren Filter aus dem Erlebten und Wahrgenommenen mache.“ Als Mischung aus Abstraktion und Gegenstand stellt sich Quappe Steffens Werk dar. Er gehe mit offenen Augen durch die Welt, erklärt der Künstler.

Ausdrücklich gesellschaftskritisch versteht er seine Kunst dennoch nicht, lediglich als Reflektionsangebot für den Betrachter. Gesellschaftlich engagiert ist er andernorts. In aufgelassenen Weinbergen pflanzt er alte Obstsorten an. „Man muss doch diese Kulturlandschaft erhalten“.

Eva-Maria Reuther

Kontakt: stequappe@hotmail.de

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