Die Welt wird zur Lichtgestalt

Bitburg · Mit einer unbedingt sehenswerten und für die regionale Kunstgeschichte bedeutsamen Schau beginnt das Bitburger Haus Beda sein Ausstellungsjahr. Gezeigt werden Arbeiten des Düsseldorfer Malers Max Clarenbach (1880-1952) und des Rheinischen Impressionismus.

Man kann Ausstellungen auf zweierlei Art angehen. Entweder gemächlich Raum für Raum entsprechend der vorgesehenen Folge, oder man beginnt mit einem strahlenden Akkord. Soll heißen, man beginnt mit dem Höhepunkt, um dann das Seherlebnis mit dem Rest der Schau zu vervollständigen.

Bei der aktuellen Ausstellung im Haus Beda in Bitburg empfiehlt sich Letzteres. Man lässt zunächst den ersten Raum beiseite, um dann gleich im Hauptraum Auge in Auge mit Max Clarenbachs wandfüllendem Gemälde "Der stille Tag" zu stehen. Das großartige Bild ist das absolute Highlight der Bilderschau, die dem Maler aus Düsseldorf und dem rheinischen Impressionismus gewidmet ist. In Clarenbachs niederrheinischer winterlicher Flusslandschaft wird Stille zu einem Zustand durchsichtiger Klarheit, ein Zustand vollkommener Innerlichkeit und Selbstgenügsamkeit. Allein dieses Bild lohnt den Besuch.

Mit Clarenbach, der ein Zeitgenosse des im selben Haus beheimateten Fritz von Wille und wie dieser ein Schüler des in Düsseldorf lehrenden Landschaftsmalers Andreas Achenbach war, wird ein Wegbereiter des Impressionismus im Rheinland gewürdigt. Die Bitburger Schau weist den 1880 in Neuss geborenen Maler, der an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildet wurde und auch später dort lehrte, als einen Meister der Lichtführung aus. Sie belegt zudem eindrücklich den Werdegang Clarenbachs vom der Spätromantik verpflichteten Achenbach-Schüler zur impressionistischen Malerei, in der die Welt zur Lichtgestalt wird, bis hin zum flächigen Jugendstil, dem alles - auch die Landschaft - Ornament ist. Die große Stärke des Malers bleibt das Licht. Durch die besten der meist undatierten Bitburger Bilder leuchtet bereits das künftige klare Licht der Neuen Sachlichkeit.

Die Bitburger Schau hat noch mehr zu bieten. Sie erinnert verdienstvoll daran, dass Düsseldorf und das Rheinland um die Jahrhundertwende und zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein ebenso angesehenes wie fortschrittliches Zentrum der deutschen Landschaftsmalerei waren. Gerade die dort ansässige Künstlervereinigung "Sonderbund", zu deren Mitbegründern Max Clarenbach gehörte, bemühte sich um die Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen und um die Verbreitung von Impressionismus und später Expressionismus.

Nicht alle Maler, die im Haus Beda unter dem Titel Impressionismus firmieren, sind reine Impressionisten. Gleichwohl sind sie allesamt spannend und als Künstler unbedingt erinnerungswürdig. Ein reiner Impressionist ist Max Stern mit seinen nach Frankreich weisenden, lichtdurchfluteten Bildern.

Wiedersehen mit Willy Lucas



Ein Wiedersehen lohnt auch mit Willy Lucas und Richard Bloos. Eine ausführlichere Betrachtung wäre zudem August Deusser wert, der hier nur mit einer wenig interessanten Arbeit vertreten ist. Überhaupt stellt sich die Frage, ob man die in den engen Abseiten des Hauptraums gehängten Werke dieser Maler nicht besser im Eingangsraum platziert hätte und stattdessen die weniger bedeutenden Clarenbach-Bilder dort in die schmalen Seitenräume. Schade auch, dass kein Informationsblatt ausliegt.

Die Ausstellung ist bis zum 13. Februar zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 15 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen 14 bis 18 Uhr. Kontakt: Telefon 06561/96450, www.haus-beda.de

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