Die Wilden, die Langhaarigen und die Profis

Trier · 1050 verkaufte Karten in der unbestuhlten Europahalle, das heißt ausverkauft. Die Metal-Band Blind Guardian kam nach fünf Jahren wieder nach Trier, um nachzusehen, ob ihre Fans ihnen treu geblieben sind. Und sie sind es tatsächlich immer noch.

 Schwarzer, statt bunter Hund: Frontsänger Hansi Kürsch setzt sich optisch von seinen langhaarigen Musikerkollegen ab. TV-Foto: Hans Krämer

Schwarzer, statt bunter Hund: Frontsänger Hansi Kürsch setzt sich optisch von seinen langhaarigen Musikerkollegen ab. TV-Foto: Hans Krämer

Foto: hans Krämer (hjk) ("TV-Upload Kr?mer"

Trier. Sie verkörpern Metalmusik vom Allerfeinsten. Blind Guardian blicken auf mehr als zwanzig Jahre Bandleben zurück, sie prägen ihr Genre und begeistern Fans damals wie heute.
Fünf Jahre hat es gedauert, bis sie ihren Fans in Deutschlands ältester Stadt wieder nahe sein konnten. Ein Zustand, den Frontsänger Hansi Kürsch bei dem Konzert in der Europahalle direkt ansprechen musste. "Locker flockig" wolle man im 5/4 Takt wieder anfangen und schauen, ob die Trierer Fans das Rocken auch nicht verlernt hatten.
Fliegende Mähnen


Das Trierer Publikum und die Band erwiesen sich nach wie vor als eingespieltes Team. Ein Fingerzeig von Frontsänger Hansi Kürsch genügt und die zappelnde, Haare werfende Menge wird zum einstimmigen Chor. "Guardian, Guardian, Guardian!" tönt es jedes Mal, nachdem die letzten Takte eines Songs verstummt sind.
Dabei sitzen neben langhaarigen, langbärtigen, bierseligen Metalfans kleine Mädchen im rosa Kleid mit rosa Ohrschützern auf Papas Schultern und formen mit Zeigefinger und kleinem Finger die sogenannte "Pommesgabel". Wenn die Gesichter vom ersten bis zum letzten Takt eines Liedes hinter einem Haarvorhang verschwinden, dann weiß man, dass man hier mit einem Zopf "underdressed" wäre.
Die Band kennt ihr Publikum und weiß einfach, wann es nach welcher Geste verlangt, wann es zum Schweigen und wann zum Grölen gebracht werden möchte. Dabei sticht Sänger Hansi Kürsch neben seinen langhaarigen, bärtigen Kollegen heraus wie ein bunter Hund: Der falcohafte Typ, mit gebügeltem, schwarzen Hemd und Kurzhaarschnitt wirkt nicht durch grollendes Auftreten, sondern durch große, pointierte, statuenhafte Gesten.
Er zeigt in die Menge, als wolle er sagen: "Schüttel dein Haar für mich, wilder Metalfan, schüttel dein Haar für mich". Bestätigung findet er in den fliegenden Mähnen, der Textsicherheit und der Begeisterungsfähigkeit seiner Fans. Dabei hat die Band neben den altbekannten Songs auch Lieder ihres neuen Albums "Beyond the red mirror" mitgebracht.
Während sich Kürsch bei den Klassikern souverän, fast wie einstudiert auf der Bühne bewegt, wandelt sich die Stimmung beim ersten Song vom neuen Album. Er hält sich am Mikrofon fest und bleibt während der ersten Takte wie angewurzelt stehen, bis er hört, wie die Menge jedes Wort mitsingt. Die Anspannung löst sich sichtbar.
Es kann weitergerockt werden. Minutenlang lässt die Band die Textzeile "Somebodys out there" vom Publikum singen; dafür gibt\'s eine weitere pointierte Geste des Sängers.
Einen Daumen hoch und ein Kompliment von Kürsch an das Trierer Publikum: "Ihr seid megamäßig geil!"

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