Dingens, die Höhner und der Rheinländer an sich

Konrad Beikircher und die "Weibsbilder" boten in Prüm vor rund 800 Zuschauern Kabarett der Extraklasse. Der Geschichtsverein "Prümer Land" und die Volkshochschule Prüm waren Veranstalter.

 Konrad Beikircher und die Weibsbilder alias Anke Brausch (links) und Claudia Thiel brachten rund 800 Zuschauern in der Prümer Wandalbert-Hauptschule zum Lachen. TV-Foto: Stefanie Glandien

Konrad Beikircher und die Weibsbilder alias Anke Brausch (links) und Claudia Thiel brachten rund 800 Zuschauern in der Prümer Wandalbert-Hauptschule zum Lachen. TV-Foto: Stefanie Glandien

Prüm. (sn) Der Geschichtsverein "Prümer Land" bot anlässlich seines 25-jährigen Bestehens in Prüm einen Kabarett-Abend XXL. Das der Abend zwar lang, aber dennoch kurzweilig wurde, dafür sorgten der Bonner Kabarettist Konrad Beikircher und die "Weibsbilder" alias Anke Brausch und Claudia Thiel.In Prüm zeigten die zwar noch nicht ihr neues Programm, konnten aber auch mit ihren alten Sketchen punkten. Darin widmeten die Weibsbilder sich vor allem dem gestörten Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Eines der vielen Gesichter, in die die beiden Eiflerinnen schlüpften, ist Landfrau Christel Müller aus Kalenborn-Scheuern. Die vollschlanke Hausfrau verwandelte sich für eine Video-Botschaft in "Silvy Christel aus dem Paris", tauschte ihre Melkstiefel gegen hohe Hacken ein, quälte sich zwecks Optik in einen Bademantel und stopfte ihre Oberweite mit einem T-Shirt aus. Anke Brausch bedauerte als Nervensäge Tineke die armen Alten im Publikum, die in den 80er Jahren, also kurz nach dem Krieg, nur drei Programme im Fernsehen sehen konnten und noch kein Handy kannten.Die Historie war auch Thema von Konrad Beikircher, der den rund 800 Zuschauern in seinem Programm "die rheinische Neunte" großartige Geschichten erzählte. So zum Beispiel über den Kurfürsten Clemens August, warum die Rheinländer gut "maggele könne", was es mit dem rheinisch-katholischen Glauben auf sich hat und über den "Dingens" - den Kardinal Meisner. Der 62-jährige Kabarettist, gebürtiger Südtiroler und begeisterter Rheinländer, feuerte ein zweieinhalbstündiges Sprachfeuerwerk ab. Dabei flocht er Anekdoten rheinischen Lebensgefühls ein, ohne jedoch den Faden zu verlieren. Während dem Zuhörer bei dem rasanten Tempo schon leicht schwindelig wurde, lachte Beikircher selbst oft herzhaft über seine Pointen. Dass die Rheinländer feiern können, sei historisch belegt, behauptete er. So sei Kurfürst Clemens August einen typisch rheinischen Tod gestorben - auf einer Ü-30-Party, würde man heute sagen. Auf der Fahrt dorthin wurde ihm schon in der Kutsche schlecht. Folgender Dialog sei überliefert: Diener: "Jeht es dir jot?" August: "Ne - awer besser." Diener: "Dat is doch jot, wenn es dir besser jeht." August: "Ne, besser wäre et, wenn et mir jot ginge." Eine Wallfahrt, die macht hungrig

Wer an der historischen Richtigkeit zweifelte, wurde von Beikircher beruhigt: "Das ist alles wahr, was ich erzähle, nur die Dialoge habe ich geformt." Nach dem Tod von Clemens August ist die Beerdigung ein großes Problem. Den konnte man fern der Heimat ja nicht verscharren, so wie den Karl-Heinz aus Düsseldorf. Überhaupt Düsseldorf, Bielefeld oder noch schlimmer: Dortmund, da schüttelten den agilen Geschichtenerzähler Krämpfe, es würgte ihn im Hals. Noch schlimmer seien nur die Protestanten, sagte er und schwenkte über zum rheinisch-katholischen Glauben "von dem der Meisner keine Ahnung hat". Mit seiner Zimmerwirtin Frieda Münch geht er auf Wallfahrt. Und die geht so: Acht Minuten Fußweg, Fahrt mit Bus und Schiff und zwischendurch immer lecker Tässchen Kaffee oder ein feines Schöppchen Wein vom Drachenfels. "Das weiß der Protestant auch nicht: Es gibt nichts, was so viel Hunger macht wie ne Wallfahrt", sagte Beikircher. Fazit: Das Publikum erfuhr auf amüsante Weise viel über den Rheinländer an sich und über Beethoven nur so viel: Freude, schöner Götterfunken - das hätten die Höhner auch gekonnt.

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