Dirigieren mit dem Laserschwert

Trier · Es muss nicht immer der "Kaiserwalzer" sein. Für das Neujahrkonzert 2014 hatte sich das Philharmonische Orchester der Stadt Trier ein Programm ausgedacht, in dem die Ohrwürmer klar in der Minderheit waren. Aber wie sich zeigte, stellt sich auch bei "Teufelstanz" und "Banditenstreiche" echte Neujahrslaune ein.

Trier. Das Neujahrskonzert im Trierer Theater ähnelt einem lieben alten Präsent, das alljährlich in neuer Verpackung erscheint. Die fiel diesmal einfach, aber geschmackvoll aus. Die Podiumsdekoration beschränkte sich auf Weihnachtssterne in Rot und Weiß vorne und vier Spindelbüsche seitlich, außerdem strahlte man die Rückwand im Wechsel in visionärem Blau, diabolischem Rot, optimistischem Grün und neutralem Weiß an. Genau richtig für einen schnörkellosen und inhaltsreichen Start ins Jahr 2014. Man hatte nämlich nicht allein das Outfit aufpoliert, sondern auch am Inhalt gefeilt.
Mit Erfolg: Wie sich zeigte, stellt sich der Neujahrsschwung auch ein, wenn man auf "Kaiserwalzer", "Blaue Donau" und ähnliches verzichtet. Stattdessen erfreuten sich die gut 600 Besucher im Trie rer Theater an einigen gehaltvollen Entdeckungen - wer kennt schon Franz von Suppés "Banditenstreiche" oder den "Teufelstanz" von Josef Hellmesberger junior?
Rhetorische Drahtseilakte


Und weil das Kind nun mal einen Namen haben muss, hatte man sich das Motto "Reise in die Unterwelt" ausgedacht. Das passte allerdings nicht immer und zwang Moderatorin Barbara Ullmann zu einigen rhetorischen Drahtseilakten. Die absolvierte sie mit Bravour, präsentierte dabei launige Reflexionen zur Physik der Hölle, nahm das Publikum mit ins Kinderspiel "Himmel und Hölle" und brachte mit Geschick auch stilistisch weit auseinanderliegende Kompositionen auf eine Linie.
Victor Puhl betrat das Dirigentenpult mit Schuhwerk in auffälligem Dunkelrot-Metallic. Das half anfangs wenig. Die Trierer Philharmoniker brauchten einige Anlaufzeit, bis sie bei Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" erstmals auf Touren kamen. Trotzdem liefen Stücke wie die "Valse triste" von Jean Sibelius zäh ab, und am Ende von Sergei Prokofjews müde musiziertem "Mephisto-Walzer" setzte der Beifall sogar erst nach einer Schrecksekunde ein.
Star Wars und Radetzkymarsch


Nach der Pause nahm die Zahl der unproblematischen Kompositionen allerdings zu und die Sicherheit der Interpreten ebenfalls. Und wo das Orchester einmal in Fahrt war, stellten sich auch beim "Imperial March" aus der Star-Wars-Reihe und Nino Rotas "Love Theme" aus dem "Paten" keine Hürden mehr auf. Barbara Ullmann hatte sich als Mafia-Chef verkleidet, und Victor Puhl schwang zum Dirigieren das Laserschwert. Der Beifall steigerte sich an Dauer und Intensität, und zum musikalischen Happy End erklatschte sich das Publikum sogar den "Radetzkymarsch".

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