Dirty Notes zum Herzerwärmen

MORBACH. Zu seinem 75. Geburtstag unternimmt Paul Kuhn zusammen mit Musikerfreunden derzeit eine Deutschlandtournee. Eine Station war Morbach, wo er, präsentiert vom Trierischen Volksfreund , begeistert aufgenommen wurde.

 Ganz ins Spiel vertieft: Paul Kuhn beim Konzert in Morbach.Foto: Willi Speicher

Ganz ins Spiel vertieft: Paul Kuhn beim Konzert in Morbach.Foto: Willi Speicher

Er istschon zu Lebzeiten eine Legende - und eine äußerst lebendigedazu. Paul Kuhn, vielen bekannt als der Mann mit dem Bier amKlavier, anderen als ein exzellenter Jazzpianist. Im vergangenenMonat feierte er seinen 75. Geburtstag - und feiert ihn, inForm einer Tournee, immer noch. Präsentiert vom TrierischenVolksfreund, machte er auf dieser Tour Station in Morbach,zusammen mit seiner Band und guten Freunden. Ob man Paul Kuhn, begegnete man ihm auf der Straße, unbedingt als Jazzmusiker erkennen würde, mag bezweifelt werden. Charmant ist er, die verbliebene Haarpracht ordentlich gekämmt. Ein lieber Großvatertyp, der seinen Enkeln bestimmt viel aus längst vergangenen Zeiten zu erzählen weiß. Wer Kuhn so sehen will, der sollte besser dafür sorgen, dass kein Klavier in erreichbarer Nähe ist, wenn er ihm begegnet. Dann nämlich ist er nicht mehr zu halten, dann kommt der wahre Kuhn zum Vorschein.

Mit einem Star in eine neue musikalische Ära

Ganz verstehen konnte man nicht, dass in Morbach so viele Plätze frei blieben, als Kuhn mit seinen beiden Partnern, dem Bassisten Paul G. Ulrich und dem Schlagzeuger Willy Ketzer, die Bühne betrat. Für die Hunsrückgemeinde war der Abend in doppelter Hinsicht etwas Besonderes. Kuhns Konzert war auch die musikalische Premiere der neuen Kooperation zwischen der Gemeinde und der Saarländischen "Villa Fuchs", die in Zukunft die Baldenauhalle für Konzerte nutzen wird. Eine gute Entscheidung aus Sicht der Saarländer, denn - und das zeigte sich beim Kuhnkonzert wieder einmal sehr deutlich - die Akustik der Halle ist für Veranstaltungen, bei denen die Musik wirklich noch von den Instrumenten kommt und nicht nur aus Lautsprechern, ausgezeichnet. Oder gibt es vielleicht in Morbach nur so wenige Jazzfreunde, dass sie die Plätze lieber für die Besucher aus Wittlich, Koblenz und Saarbrücken freihalten wollten?

Alle, die gekommen waren, erlebten einen Abend vom Feinsten. Neben seinen Dauerpartnern hatte Kuhn noch einige Freunde mitgebracht, deren Namen, genau wie der seine, bei Jazzliebhabern das berühmte Leuchten in den Augen hervorruft und die teilweise auch schon in dem Ruf stehen, eine Legende zu sein. So etwa der große Trompeter Benny Bailey oder der Saxofonist Gustl Mayer. Dusko Goykowich (Trompete) waren mit von der Runde ebenso wie der Saxofonist Peter Weniger und der Chef der BBC-Big-Band, Jiggs Whigham als Meister auf der Posaune. Komplettiert wurde das Ensemble aber erst durch Greetje Kauffeld, eine langjährige, wie Kuhn betonte, musikalische Freundin.

Wer vermuten wollte, das Konzert könnte zu einem Abgesang auf das Geburtstagskind werden, hatte sich gründlich getäuscht. Schon nach den ersten Tönen wurden die Zuhörer unruhig und wippten mit den Füßen den Takt. Da kam Musik von der Bühne, die sauberes Handwerk dokumentierte und angefüllt war von fast schon jugendlichem Elan.

Ein großer Abend für große Künstler

Das solistische Feld überließ Kuhn vor allem seinen Freunden, die ihm zu Ehren ein wahres Feuerwerk musikalischen Könnens losließen. Schon der erste gemeinsame Titel "Florida Flirt" zeigte, welche Größen sich in Morbach versammelt hatten. Mit Leichtigkeit beherrschten sie ihre Instrumente und begeisterten das Publikum.

Wenn Kuhn aber, etwa in "Route 66" selbst solistisch in die Tasten griff, dann war alles da, was sein Spiel ausmacht. Blues vom Feinsten und immer wieder schalkhaft eingesetzte "Dirty Notes", jener kleinen Sekunde, die das Herz so erwärmt. Brillant auch sein Zusammenarbeiten mit Kauffeld, die nach wie vor blendend mit ihrer Stimme umgehen kann und ihren instrumentalen Kollegen in nichts nachstand.

Ein großer Abend für große Künstler, allen voran Kuhn, dessen ungekünstelte Bescheidenheit es manches Mal schwierig machte, ihn als Hauptperson des Konzertes zu erkennen. Ein großer Abend und ein gelungener Start für Morbach und die Baldenauhalle. Bürgermeister Gregor Eibes bedankte sich voller Stolz dafür, dass Kuhn in die "kleine Hunsrückgemeinde" gekommen war. Kuhn parierte sofort, indem er sagte: "Lieber eine kleine gute Gemeinde als eine große schlechte Stadt."

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