Dream-Team

TRIER. (DiL) Bei der Trierer "Tosca"-Produktion lohnt sich möglicherweise ein Mehrfach-Besuch: Es gibt Umbesetzungen in einigen tragenden Rollen. Unter anderem sind Thomas Kießling als Cavaradossi und Laszlo Lukacs als Scarpia zu sehen und zu hören.

Wer das Glück hatte, beispielsweise am Pfingstmontag das "Dream Team" Franz Grundheber/Vera Wenkert/Thomas Kießling zu erleben, konnte etliche neue Nuancen entdecken. Kießling widerlegte alle Zweifel, die dramatische Rolle des Malers Cavaradossi sei für seine zuletzt eher in lyrischen Mozart-Rollen eingesetzte Stimme zu schwer. Mühelos stemmte er die Spitzentöne, hielt dank solider Technik auch den Orchesterwogen und den kraftvollen Organen seiner Mitspieler glänzend stand. Vor allem aber lieferte Kießling, was bei der Premiere gefehlt hatte: Ein überzeugendes musikalisches und darstellerisches Rollenporträt, das auch Partnerin Vera Wenkert inspirierte und zu weiteren Leistungen trieb. Da war von Anfang an Spannung zu spüren, im schwierigen Verhältnis zur eifersüchtigen Diva Tosca, im Hass auf den Tyrannen Scarpia, schließlich in dem lähmenden Bewusstsein, am Ende doch das Opfer des übermächtigen Konkurrenten zu werden. Die undankbarste Aufgabe in der Trierer Tosca-Serie hat fraglos Laszlo Lukacs: Der Bariton hat die Rolle des Scarpia von Weltstar Franz Grundheber übernommen. In der dritten Vorstellung stand er erstmals auf der Bühne, mit denkbar knappem Probenvorlauf. Klugerweise unternahm er erst gar nicht den Versuch, wie Grundheber die diffizile Charakterstudie eines gestörten Machtmenschen zu zeichnen. Lukacs Polizeichef ist ein fieser Parade-Bösewicht, manchmal gefährlich nah am augenrollenden Edgar-Wallace-Schurken, aber dann auch wieder imposant in seiner abgefeimten Gewalttätigkeit. Sieht man von der Eindimensionalität ab, eine solide, sängerisch respektable Leistung, zwölf Jahre nach Lukacs' legendärem ersten Trierer Scarpia. An besagtem Pfingstmontag war übrigens neben Grundheber (Trier-Biewer) und Kießling (Trier-Süd) die Rolle des Sciarrone mit Horst Lorig (Trier-Ehrang) besetzt. So viel Trier war selten im Trierer Theater. Und die Zuschauer zeigten dem hierzulande bisweilen etwas müden Premierenpublikum, was richtige Ovationen sind. Ein denkwürdiger Abend. Laszlo Lukacs übernimmt komplett die Rolle des Scarpia. Als Tosca gastiert wegen Erkrankung von Vera Wenkert am heutigen 2. Juni die Ungarin Eszter Sümegi. Am 5. Juni singt Thomas Kießling den Cavaradossi.

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