Dreamcatcher-Insolvenz: "Christmas Moments" und "Flori" finden statt

Mülheim/Wittlich · Mülheimer Musical-Schmiede gerät in Schieflage. Die Schwabs versuchen, Mitarbeiter weiter zu beschäftigen.

 „Monster High“ war einmal ein erfolgreiches Musical. Nachdem der Spielzeughersteller Mattel keine Lizenzen mehr vergibt, bleibt der Produktionsfirma von Michaela Schwab nur noch die Insolvenz. TV-Fotos (2): Archiv

„Monster High“ war einmal ein erfolgreiches Musical. Nachdem der Spielzeughersteller Mattel keine Lizenzen mehr vergibt, bleibt der Produktionsfirma von Michaela Schwab nur noch die Insolvenz. TV-Fotos (2): Archiv

Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"
 Michaela und Thomas Schwab im Jahr 2008, damals zur Promotion ihrer „Ganz in Weiß“-Veranstaltung.

Michaela und Thomas Schwab im Jahr 2008, damals zur Promotion ihrer „Ganz in Weiß“-Veranstaltung.

Foto: ("g_rendez"

Die Musical-Schmiede von Thomas und Michaela Schwab in Mülheim hat sich in den vergangenen 20 Jahren im gesamten deutschsprachigen Raum einen guten Ruf erarbeitet. Im Alter von 25 Jahren begann der gebürtige Bernkastel-Kueser Thomas Schwab, Musicals zu schreiben. Was mit dem ersten Erfolgsmusical "Flori - und Träume werden Wirklichkeit" in Bernkastel-Kues und Trier begann, wurde nach und nach zu einem Entertainment-Unternehmen, das mit zehn festangestellten Mitarbeitern und weiteren 200 freiberuflich tätigen Künstlern, Musikern, Technikern und Choreografen in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland Kindermusicals aufführte. Neben der Santana Musik Produktion von Thomas Schwab gründete seine Ehefrau Michaela 2012 die Firma Dreamcatcher Entertainment, die für die Produktion, Aufführung und Vermarktung von Musicals in Lizenzproduktion bereits bestehender Marken wie dem Kindercomic-Helden "Yakari" zuständig ist.

Ausgerechnet im 20. Jahr des Betriebs musste nun Dreamcatcher Live Entertainment Insolvenz anmelden. Mit Beschluss des Amtsgerichts Wittlich wurde das Insolvenzverfahren am 1. August eröffnet. Alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin dieser Gesellschaft ist Michaela Schwab. Das Unternehmen hatte sich in den vergangenen Jahren auf den Bereich "Family Entertainment" konzentriert. Besonders mit dem Musical "Yakari" begeisterte das Dreamcatcher-Team von 2013 bis 2016 in über 200 Shows mehr als 200 000 Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Mitte 2015 schloss Dreamcatcher Live Entertainment einen weiteren Lizenzvertrag mit dem weltweit zweitgrößten Spielzeughersteller Mattel für die Marke "Monster High". Es folgte eine "Monster High Live"-Tournee im April 2016 mit 18 Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und Schweiz. Innerhalb kürzester Zeit verlor die Marke "Monster High" jedoch an Beliebtheit und Akzeptanz, so Michaela Schwab. Das hatte gravierende Folgen für das Unternehmen. "Diese Entwicklung hatte sich auch auf die Besucherzahlen ausgewirkt. Der Ticketumsatz ist binnen kürzester Zeit eingebrochen", erklärt Schwab. Lizenzgeber Mattel hatte die Markenführung "Monster-High" innerhalb eines Jahres komplett verändert. "Es werden keine Lizenzen für die Live Show mehr vergeben, die Marke wurde sozusagen begraben," so die Geschäftsführerin Michaela Schwab. Unternehmerisch sei dies nicht nachvollziehbar, weil damit Auslandsanfragen nach dem Musical für Dreamcatcher nicht mehr verwertbar seien. Eine Investorensuche verlief ergebnislos.

Um den Schaden zu begrenzen, hat die Dreamcatcher Live Entertainment die für Frühjahr 2017 geplante Tournee bereits im Februar abgesagt. Die Absage der Tournee sowie die hohen, vorfinanzierten Produktionskosten für diese Show hatten bei dem mittelständischen Unternehmen einen so hohen wirtschaftlichen Schaden verursacht, dass der Insolvenzantrag notwendig geworden ist, erklärt Schwab.

Sechs Mitarbeiter wurden mit der Insolvenzeröffnung gekündigt. "Wir hoffen aber, die Mitarbeiter in einer anderen Form weiterbeschäftigen zu können und suchen Lösungen. Wir sind ein kleines Team, die Leute wussten, was auf sie zukommt und wir haben niemanden vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt Michaela Schwab. Die elf geplanten Aufführungen des "Yakari"-Musicals in Leipzig, Berlin, Oberhausen, Rosenheim, Saarbrücken, Mannheim, Würzburg, Kempten, Zürich, Braunschweig, Lingen im Herbst 2017 können daher nicht mehr stattfinden. Die Produktionen im Eifelpark Gondorf finden hingegen statt. Auch die Weihnachtskonzertreihe "Christmas Moments", die am 30. November in Bernkastel-Kues startet und die Wiederaufführungen des Musicals "Flori" ab 16. März 2018 finden statt, da sie von Santana Musik Produktion veranstaltet werden. "Die beiden Firmen haben rechtlich nichts miteinander zu tun," sagt Thomas Schwab. "Christmas Moments" hat in der Region schon seit Jahren einen Kult-Status, viele regional bekannte Künstler wirken bei dieser Revue alljährlich mit.

Petra Moske, die mit dem bundesweit aktiven Familienhilfsnetzwerk "Nestwärme" seit vielen Jahren von Dreamcatcher unterstützt wurde, sagte dem TV: "Die Schwab-Familie hat in den erfolgreichen Zeiten immer an die Hilfe für benachteiligte Menschen gedacht und unsere Nestwärme-Familien an den ,Yakari'-Aufführungen teilhaben lassen. Respekt, Vertrauen, Mut und Freundschaft gehören zu den Botschaften dieses berührenden Musicals. Jetzt haben wir die Chance, diese Werte auch in der Realität unter Beweis zu stellen."

"Yakari Live", die zurzeit laufende 50-minütige Show der Highlights des Musicals im Eifelpark, ist nicht betroffen. Alle Veranstaltungen bis Sonntag, 6. August, finden wie geplant statt.

Wolfgang Esser, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft der Arena Trier & Messepark Trier sagt: "Wir brauchen mutige Kulturmacher, die bereit sind, auf eigenes Risiko gute Musicals für Jugendliche zu produzieren. Davon gibt es in Deutschland viel zu wenige. Das Schwab-Team hat mit viel Herzblut und viel Engagement eine Dimension erreicht, in der man nicht mehr alleine bestimmen kann. Leider wurde ihr Mut mit diesem Partner nicht belohnt. An unserer guten Zusammenarbeit mit Thomas und Michaela Schwab und dem ganzen tollen, engagierten Santana-Team wird sich nichts ändern."

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