CD-Kritik Unscheinbare Kostbarkeiten

Das Cover präsentiert sich außen  in einfachem Schwarzweiß.   Aber die Musik auf dieser CD ist alles andere als monochrom. Sie ist eine Summe von unscheinbaren Kostbarkeiten und ihre Interpretation ein Glanzstück an Sorgfalt und Sensibilität.

 Cover CD-Besprechung mö Demerath Laute

Cover CD-Besprechung mö Demerath Laute

Foto: Verlag CD

Gerd Demerath, ehemals Musiklehrer am Gymnasium Konz und Fachleiter am Trierer  Studienseminar, konzentriert sich in seiner jüngst erschienenen  CD auf  Kompositionen aus der Zeit um 1600. Und stellt dabei Laute, Chitarrone und Barock-Gitarre in den Mittelpunkt. Drei Instrumente,  einander ähnlich, aber nicht gleich im Klang. Jedes hat seinen eigenen Charakter – warm und rund der Lautenklang, rhythmisch markant die Gitarre. Und der Chitarrone ist eine Basslaute mit erweitertem Tonumfang und wohlklingendem Fundament. „Drei schöne Dinge fein“  nennt sie Demerath und spielt dabei an auf  das gleichnamige Gesellschaftslied aus Hanns Leo Hasslers „Lustgarten“ von 1601.

Die Kompositionen auf dieser CD sind eine Musik des Übergangs von der Renaissance zum Barock. Und zugleich sind sie echte Kammer-Musik.  Nichts an den Kompositionen ist spektakulär,  alle indes zeichnen sich aus durch eine ungemein reiche und subtile  Gefühlskraft. Und das stilistische Feld ist weit gespannt. Einiges wird Musikfreunden bekannt  sein. Chorsängerinnen und Chorsänger  werden sich an Hassler und John Dowland erinnern.  Giovanni Girolamo Kapsberger oder Robert de Visée  sind den Lautenisten ein Begriff, und Komponisten wie Allessandro Piccinini gehören zum Repertoire der  Cembalisten. Immer indes erweisen sich Laute, Barockgitarre und Chitarrone als schlechthin ideal für diese Musik, die so viel Vergangenheit in sich trägt und zugleich so viel Zukunft. Anders als beim Cembalo steht zudem keine mechanische  Apparatur zwischen Musiker und Musik – keine Tasten, Saiten, Springer und Kiele. Wer Laute spielt,  ist immer ganz nah an den Tönen und ganz nah an der Komposition.

Gerd Demerath setzt auf diese Nähe. Seine Interpretationen bringen ein hohes Maß an Intimität mit.  Doch der Interpret  duldet keinen Einheitsklang. Er unterstreicht  die Unterschiedlichkeit und stilistische Vielfalt der Kompositionen.  Manchen Werken gibt er improvisatorische Beweglichkeit mit, anderen eine kompakte, tänzerische Markanz, wieder anderen einen kantablen Tonfall. Und wo Komponisten die (damals) alte Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts  aufgreifen, entfaltet er auf der Laute eine erstaunlich transparente und nuancierte Vielstimmigkeit.  Theatralische Drastik  und demonstrative Virtuosität liegen ihm fern. Demerath musiziert wie aus einem leisen, weiten, ruhigen Atem. Man lauscht und atmet unwillkürlich mit.

Martin Möller

„Drei schöne Dinge fein“. Musik für Laute, Chitarrone und Barockgitarre. Interpret: Gerd Demerath.  Manfred Stöckl digitale Musikproduktion. Erhältlich in der Konzer Buchhandlung Kolibri und beim Interpreten (Im Klosgarten 7, 54332 Wasserliesch). Die CD kostet 15 Euro. Zehn Euro davon gehen an die Welthungerhilfe.

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