Drei starke Männer für die schöne Magelone

Luxemburg · Zwei Künstler von Weltrang, der Komponist Johannes Brahms und der Dichter Ludwig Tieck, standen Pate beim Liederzyklus "Die schöne Magelone". Drei Künstler von Weltrang haben sich nun aufgemacht, das Werk neu zu entdecken: Der Dichter Martin Walser, der Sänger Christian Gerhaher und der Pianist Gerold Huber.

Luxemburg. Alles begann einst mit dem Volksmärchen von einem jungen Grafen aus der Provence und der schönen Königstochter Magelone, die sich unsterblich ineinander verlieben - was nach vielen Irrungen und Wendungen zu einer erfüllten Beziehung führt. Ludwig Tieck verewigte 1797 den Stoff in einer Erzählung, Johannes Brahms vertonte 70 Jahre später 15 Romanzen daraus.
Wenn die Story stimmt und nicht nur gut erfunden ist, dann hat der Sänger Christian Gerhaher, gefragt, ob er die "schöne Magelone" singen wolle, geantwortet: Nur wenn Martin Walser einen neuen Rahmentext dazu schreibe. Aus der möglicherweise eher flapsig gemeinten Bedingung ist nun Realität geworden, wie ein Liederabend in der Luxemburger Philharmonie eindrücklich dokumentierte.
Erstaunlich, wie frisch Walser die Geschichte erzählt, zeitlos schön, einfach, menschlich. Keine Verbalprotzerei, kein Großdichtergehabe, kein Wortfindungswettbewerb mit Tiecks romantischen Ergüssen, deren Inhalte er freilich mit Akribie zur Grundlage seiner neuen Texte macht. Man merkt seiner Lesung an, dass er diese Geschichte mag.
Eine Spur gutmütiger Ironie gestattet er sich, aber nur so viel, dass der Kontrast zu den romantischen Original-Liedertexten reizvoll bleibt und nicht irritierend wird. Die Übergänge zwischen Erzähler und Sänger wirken flüssig und harmonisch.
Vieldimensionale Kunst


Waum Christian Gerhaher als Opern- und Liedersänger derzeit gleichermaßen gefeiert wird, wird schon nach wenigen Tönen deutlich. Ein Meister der Eindringlichkeit, ein perfekter Stilist, ein Sänger im Dienst des Wortes. Nicht so maniriert wie viele seiner Kollegen, deren Liedgesang immer ein bisschen etepetete wirkt. Es darf auch mal drastisch und laut sein, wenn es der Klarheit dient. Gerhaher ist weniger ein Maler mit der Stimme als ein Bildhauer, seine Kunst ist vieldimensional.
Gerold Huber am Flügel begleitet nicht, er spielt mit. Der Dialog mit seinem langjährigen Partner Gerhaher ist mächtig intensiv, bedarf aber kaum eines abstimmenden Blickes, wirkt absolut freihändig. Huber lockt das Erregungspotenzial aus Brahms\' Liedern und verwandelt es in Vorlagen für den Sänger.
Ein starker Abend, gehaltvoll, aber nicht schwer. Altmodisch würde man ihn, im besten Sinne des Wortes, "erbaulich" nennen.
Langer, gut gelaunter Beifall im Kammermusiksaal.

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