Dubbeschoppe und Gebabbel ohne Atempause

Trier · Als "Palatinator" hat der Bad Dürkheimer Comedian Christian "Chako" Habekost in der Trierer Tuchfabrik eine Lanze für die Pfälzer Mundart gebrochen. Er beleuchtete ihren speziellen Charme und die Mentalität derer, die sie sprechen. In seinem Programm ging es aber auch um "Dummgebabbel" und "zuvielisatorische" (Fehl-)Entwicklung außerhalb der Pfalz.

 Christian Habekost alias Chako bringt in gereimter Mundart eine Ode auf das Pfälzer Weinglas und strapaziert damit die Zwerchfelle seiner Zuhörer. TV-Foto: Anke Emmerling

Christian Habekost alias Chako bringt in gereimter Mundart eine Ode auf das Pfälzer Weinglas und strapaziert damit die Zwerchfelle seiner Zuhörer. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Mit einer abwechslungs- und temporeichen Show tritt Christian Habekost in der Tufa an. Etwas martialisch ist der Auftakt. Da parodiert er Arnold Schwarzenegger, um sich als Palatinator einzuführen - einen Kämpfer für die Pfälzische Mundart. Die hat in Trier scheinbar wirklich etwas Imagepflege nötig, nur rund 70 Zuschauer sitzen im großen Saal.
Mundartist in doppeltem Sinne


Der öfter im SWR-Fernsehen präsente Künstler ist überrascht. Doch ganz Profi wirft er sich trotzdem ins Zeug und liefert gleich eine Glanznummer, die ihn in doppeltem Sinne als "Mundartisten" ausweist. Gereimt, im rhythmischen Singsang des Dialekts fast wie Musik klingend, lässt er eine atemberaubend schnelle Liebeserklärung an das Pfälzische vom Stapel. Es sei "Geschenk des Himmels", "Sprochekönigin aller Erdenrunde" oder der "Blattschuss ins hochdeutsche Knie". Wer es babbele, gleiche einem Fisch, er brauche keine Atempause dank ständiger Flüssigkeitszufuhr mit "Pälzer Woi" (Pfälzer Wein).
Damit ist er schon beim ersten von einigen Pfalz-Klischees, die er später genüsslich unter dem Stichwort "Heimatkunde" ausbreitet. Mit bildhafter, vom Dialekt gefärbter Sprache und lebendiger Mimik erzählt er da zum Beispiel von der original Pfälzer Weinstube, einer "Designhölle" in deutscher Dunkeleiche mit Speisekarten aus zusammengepappten Klarsichthüllen und fettreichem Essen. Letzteres habe die Metzger-Innung zur Erfindung des vasenähnlichen Pfälzer Weinglases verleitet, das mit Griffmulden gegen das Abgleiten von Fettfingern versehen ist, den "Dubbeschoppe". Als Habekost dann auf diesen "Subba Dubba, Dubbeschoppe" eine derb-poetische Ode ausbringt, können sich die Zuschauer vor Lachen nicht mehr halten. Ebenso ergeht es ihnen, als der Kabarettist in der Rolle des "Weinfestbesuchers" Schimpftiraden auf all das ablässt, "des es frieher net gewwe hat". Hier gibt es einen Rundumschlag gegen die Auswüchse neuzeitlicher Dekadenz, vom Buddha im Garten bis zur Kosmetik für den Mann.
Nicht nur in dieser Figur schöpft das Programm aus überzeichneten Früher-Heute-Kontrasten. Sie ziehen sich als satirischer Blick auf unsere "Zuviel-isation", in der das Leben nur noch mit Apps und Resistenz gegen inhaltsleeres "Dummgebabbel" gemeistert werden kann, wie ein roter Faden durchs ganze Programm. Damit bietet Habekost auch nicht speziell an Mundart oder Regionalität interessierten Zuschauern die Möglichkeit, anzudocken, eigene Beobachtungen wiederzufinden.
Brücken baut der Kabarettist auch, wenn er den Dialekt selbst zum Thema macht. Dann nimmt er Bezug aufs Moselfränkische oder erinnert: "Dialekt ist Identität." Die Zuschauer kommen voll auf ihre Kosten, werden originell, kurzweilig und mit Anstößen zum Nachdenken unterhalten. Sie danken es mit einem Applauspegel, der mindestens ihrer doppelten Gruppenstärke entspricht.

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