Düstere Nobelpreisträger, singendes Rattenpack und beliebte Sachsen

Der Opernkomponist Walter Braunfels gehört zu einer Musiker-Generation, deren wachsende Popularität und Bedeutung von den Nazis durch Aufführungsverbote jäh gestoppt wurde. So musste seine 1913 uraufgeführte Oper "Ulenspiegel" fast ein Jahrhundert auf ihre Wiederentdeckung warten.

Letztes Wochenende brachte das kleine Theater Gera das Werk um die Figur des Till Eulenspiegel heraus - und konnte bundesweit Aufmerksamkeit und Kritikerlob einheimsen.

Letzteres hat Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ohnehin abonniert. Das Publikum sah das zuletzt auch schon mal anders. Gestern Abend nun feierte ihr neues Werk "Winterreise" in den Münchner Kammerspielen Premiere. Ein düsteres Stück, das einen Bogen vom Fall Kampusch bis zur Hypobank-Affäre schlägt. Wie der 80 Buchseiten lange Monolog in der Inszenierung von Johan Simons ankam, wird demnächst nachgetragen.

Wie die gerade zu Ende gegangene Ausstellung "Die Impressionisten in Paris" im Essener Folkwang-Museum ankam, steht hingegen außer Frage. Die 80 Gemälde von Manet bis Renoir zogen stolze 270 000 Besucher an, davon viele in den letzten drei Wochen. Das spricht für exzellente Mundpropaganda.

Überaus geteilt war das Echo hingegen zum Auftakt einer Hommage-Tournee an das legendäre "Rat Pack" um Frank Sinatra und Dean Martin. Mit Xavier Naidoo, Reamonn-Sänger Rea Garvey und Sasha standen gleich drei deutsche Top-Solisten auf der Bühne. Das Konzert im Zeichen des Bigband-Swing entlockte der Kritik in Wien Begeisterungsjuchzer Marke "Sensationelles Feuerwerk". Den Deutschland-Auftakt letzten Sonntag im nüchternen Hamburg kanzelte das "Abendblatt" unter der Überschrift "Las Vegas lag in weiter Ferne" als mäßige "Show mit Coversongs und zotigen Witzen" ab. Wer sich selbst überzeugen will: Die Tour läuft bis zum Finale im Kölner Musical Dome am 10 Februar.

Restlos überzeugt sind die Franzosen von einem singenden Priester-Trio: "Les Prêtres" liegen mit ihrem Album "Spiritus Dei" auf Platz zwei der Charts. Die klerikale Pop-Band entstand nach einem kircheninternen Casting. Die Idee stammte von einem Bischof, der Geld für die Vergrößerung einer Kirche auftreiben wollte. Herr Ackermann, wir warten gespannt.

Nicht mehr warten braucht man auf das US-Rockduo "White Stripes": Die Band mit dem Mix aus Rock, Blues, Punk und Folk hat sich aufgelöst - nach 13 Jahren, sechs Alben und fünf Grammys. Uns bleibt immerhin die unsterbliche Stadionhymne "Seven Nations Army".

Geradezu omnipräsent ist dagegen der Schauspieler Wolfgang Stumph. Nach der Wende als trödeliger Sachse ein Parade-Ossi aus dem Klischee-Album, hat sich der einstige DDR-Kabarettist mit seinem auf Understatement angelegten Stil unter die profilierten Charakterdarsteller im deutschen Fernsehen geschlichen. Am Montag ist er 65 geworden - und denkt noch mit keinem Wort an die Rente.

Dieter Lintz

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