Dunkler König oder kleiner Spießer?

TRIER. Unterste Umgangssprache und verbale Hardcore-Pornographie prägen seine Songs. Gewalt wird zur Kunstform erhoben und Sexualität zur Gewalt degradiert. Bushido kommt am 3. März nach Trier, und das Jugendamt sprach ein Machtwort: Jugendliche unter 16 dürfen den Rapper nur in Begleitung eines Erwachsenen erleben, Jugendliche unter 14 müssen draußen bleiben.

 Bushido ist ein erfolgreicher, aber auch sehr umstrittener Künstler. Foto: Universal

Bushido ist ein erfolgreicher, aber auch sehr umstrittener Künstler. Foto: Universal

Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias Bushido - Künstler, naiver Verbal-Prolet oder sogar gefährlicher Hass-Prediger? Der deutsch-tunesische Rapper provoziert und polarisiert. Einige nennen ihn die "Gallionsfigur der Aggro-Szene" und den "König der dunklen Seite von Deutschland". Andere verurteilen ihn als Pseudo-Gangster, dessen extreme Texte von seinem Mangel an Glaubwürdigkeit ablenken sollen. Er wird hart kritisiert, aber er hat auch großen Erfolg. 2006 erhielt Bushido den Echo für den besten nationalen Live-Act und den MTV Europe Music Award.Konventionalstrafe für Trierer Exhaus

2005 hatte das Jugendzentrum Exzellenzhaus in Trier Bushido ein- und kurz vor dem Konzert wieder ausgeladen. Das Exhaus musste eine Konventionalstrafe im vierstelligen Bereich hinnehmen - ebenso wie Proteste wütender Fans, die von Zensur und Bevormundung sprachen. Dennoch stand man zu der Absage. "Wir waren ganz einfach zu blauäugig", gab Martin Schümmelfeder vom Jugendzentrum damals zu.

Eine nachvollziehbare Sicht der Dinge. Nicht wenige Bushido-Texte sind Material für die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Frauen sind Nutten, Homosexuelle sind Freiwild. Seine Fans verweisen dagegen auf eher emotionale Titel wie "Janine", die Geschichte einer 14-Jährigen, die von ihrem Stiefvater misshandelt und schwanger wird.

Heute tritt Bushido in Saarbrücken auf, und trotz aller Kritik ist keine Rede von einer Absage des Konzerts. "Bushido inszeniert eine Bühnenshow", sagt Kathrin Schank, Jugendbeauftragte der Aktion 3. Welt Saar. "Verbote und moralische Appelle sind der falsche Weg und verhindern letztlich eine notwendige gesellschaftliche Auseinandersetzung." Schank geht noch einen Schritt weiter: "Bushido ist für mich ein spießiger Aufschneider. Sex ist in vielen seiner Songs mit Strafe und Bestrafung verbunden, ein Markenzeichen konservativer Moralapostel."

Mit Kindern über Altersgrenzen sprechen

Auch das Trierer Jugendamt hat sich Texte von Bushido angesehen und dem Bushido-Konzert das Prädikat "frei ab 16" verliehen. 14- und 15-Jährige dürfen den Rapper zwar sehen, jedoch nur in Begleitung eines Erwachsenen. Wer noch keine 14 ist, wird nicht reingelassen.

"Wir können den Eltern nur empfehlen, mit ihren Kindern über die Altersgrenzen zu sprechen, um Enttäuschungen zu vermeiden", sagt Carsten Lang, Jugendschutzbeauftragter für die Region Trier-Saarburg.

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