Duo stemmt mörderisches Programm

Trier · Frauenpower im Dialog von Geige und Klavier: Im Rahmen der Konzertreihe "Festliche Kammerkonzerte" der Kammermusikalischen Vereinigung Trier haben sich Tamaki Kawakubo und Yu Kosuge im Kurfürstlichen Palais eindrucksvollen Herausforderungen gestellt.

Trier. Draußen stürmte der Januar, drinnen im intimen Barocksaal des Kurfürstlichen Palais die Musik. Musikalischer Gipfelsturm und kämpferische Auseinandersetzung waren angesagt. Und das mit Frauenpower.
Unter dem ehrwürdigen Porträt des Kurfürsten hatten sich die amerikanische Geigerin Tamaki Kawakubo und die in Tokio geborene Pianistin Yu Kosuge zum musikalischen Dialog eingefunden. Einmal mehr bestätigte sich, dass Kunst nur wirklich spannend ist, wenn sie Herausforderung bedeutet, gleichermaßen für Künstler wie Publikum. Ein mörderisches Programm hatten die jungen Musikerinnen mitgebracht, das schon weit erfahrenere Kollegen zur Strecke brachte. Mit einer leider selten gehörten Komposition, Igor Strawinskys "Suite italienne" für Violine und Klavier, begann der Abend. Einer Komposition, in der Strawinsky ebenso Barockmusik wie das eigene Werk zitiert und die von der klanglichen und rhythmischen Balance lebt. Bereits hier zeigte sich Tamaki Kawakubos ausgeprägtes Gefühl für schöne Melodienlinien.
Allerdings wurde auch bereits hörbar, was in Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate für Violine und Klavier Nr. 26 B-Dur KV 378 verstimmte: Yo Kosuge übertrieb entschieden ihre Gleichberechtigung am Klavier, preschte allzu oft vor und setzte zuweilen regelrecht den Flügel unter Wasser (sinnbildlich gesprochen). Nur gelegentlich kam da Mozart mit seiner Wärme, seinem Glanz und seiner Feinsinnigkeit zu Wort.
Kampfgeist war dagegen in Ludwig van Beethovens "Kreutzersonate" gefragt, die einst sogar ihrem Widmungsträger, dem Geiger Rodolphe Kreutzer, als unspielbar galt. Mit Elan, Spielfreude und technischem Können vor allem der Geigerin gingen die Musikerinnen, nicht immer erfolgreich, Überraschungen und Stolperfallen der abwechslungsreichen Komposition an. Furios begann der Dialog und jubelnd endete er.
Mit einem ebenso schwierigen Werk schloss der Abend. Edvard Griegs Sonate für Violine und Klavier in c-Moll op. 45 wird zum Bedeutendsten der Musikliteratur gerechnet. Die beiden Künstlerinnen hielten den Spannungsbogen, allerdings eher durch Kraft und bisweilen schrilles geigerisches Virtuosentum als durch Feinschliff und sensible Ausdeutung. Auch hier war das Klavier meist viel zu aggressiv. Dennoch: alles in allem eine angesichts des extrem schwierigen Repertoires achtungsgebietende Leistung, für die sich das Publikum mit anhaltendem Beifall bedankte.
Als Förderin junger Talente hatte sich Kawakubo am Nachmittag ausgezeichnet, als sie die talentierte Geigenschülerin Susanne Dewald vom Angela-Merici-Gymnasium unterrichtet hatte. Dewald präsentierte vor dem Konzert einen Satz aus einer Mozart-Sonate, begleitet von ihrem Musiklehrer Uli Krupp. er

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