Trier. Die Nacht, die Wälder, der Wanderer, die Seele und immer wieder die Sehnsucht: In der Reihe "Zum Lesen erweckt" haben Schauspieler und Sänger im Foyer des Trierer Stadttheaters das Publikum in die poetische Welt des Romantikers Joseph von Eichendorff (1788-1857) mitgenommen. 75 Zuhörer, darunter Schüler eines Deutsch-Leistungskurses des Gymnasiums Konz, folgten der Einladung, in intensiven anderthalb Stunden Ausschnitten aus dem Werk Eichendorffs zu lauschen.
Besonders gelungen der Vortrag von Jan Brunhoeber, der Eichendorffs unbedarftem "Taugenichts" für einige Kapitel seine Stimme lieh, so dass man den Müllerssohn bildlich vor sich sah, wie er frohgemut, seine Geige unter dem Arm, "in die freie Welt" hinausstreicht.
Die Schauspieler Angelika Schmid und Christian Miedreich wählten aus dem umfangreichen lyrischen Schaffen Eichendorffs Stücke aus, die einen Einblick in die Motiv- und Themenwelt des Romantikers ermöglichten - etwa mit den symbolisch aufgeladenen, einprägsamen Naturbeschreibungen.
Die Eichendorffs Lyrik oft dominierende schwermütige Melancholie entfaltete sich vor allem in den Liedvorträgen: Alexander Trauth sang, begleitet von Kapellmeister Christoph Jung am Flügel, Eichendorff-Vertonungen des österreichisch-slowenischen Komponisten Hugo Wolf (1860-1903).
Abschließender Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Sopranistin Joana Caspar, die drei Vertonungen aus Robert Schumanns (1810-1856) Liederkreis vortrug - und vor allem mit der "Mondnacht" die musikalische Seele von Eichendorffs Lyrik aufspürte. arn

Dem Schriftsteller Franz Kafka widmet sich das Theater am Mittwoch, 15. Mai, 20 Uhr, im nächsten Teil der Reihe "Zum Lesen erweckt".