Festival Kabarett, Chansons und ein Literatursalon

Manderscheid · Die Eifel-Kulturtage und ihr Organisator Rainer Laupichler trotzen der Pandemie. Für 2022 verspricht das Festival wieder erlesene Kulturveranstaltungen in kleinen Orten der Eifel.

 Stehen auf dem Programm der Eifel-Kulturtage 2022 (von oben links): Rouge Baiser, Elke Heidenreich, Konrad Beikircher sowie der Literatursalon im Wittlicher Casino.

Stehen auf dem Programm der Eifel-Kulturtage 2022 (von oben links): Rouge Baiser, Elke Heidenreich, Konrad Beikircher sowie der Literatursalon im Wittlicher Casino.

Foto: Eifel-Kulturtage

Manche Orte im Programm der Eifel-Kulturtage haben keine 500 Einwohner. Greimerath etwa, Arenrath oder Strotzbüsch. Und doch ziehen sie bekannte Bühnenkünstler an. Für den Schauspieler Rainer Laupichler, der seit 15 Jahren Kulturschaffende ganz verschiedener Genres in die Eifel holt, sind die Säle kleiner Orte genau richtig, um auch großen Künstlern eine Bühne zu geben. „Unser Konzept besteht darin, kleine Säle in Dörfern oder Gemeinden zu bespielen“, sagt Laupichler. „Deren Kapazität liegt meist bei 150 bis 200 Besuchern. Das neoliberale höher, weiter, schneller ist gar nicht mein Ding.“ Die Kabarett-, Musik- oder Lesungsabende der Eifel-Kulturtage sollten „eine Wohlfühl-Atmosphäre“ haben und idealerweise „eine Symbiose aus Publikum und Künstler“ schaffen. Da passt ein kleiner Rahmen gut.

Mag eine so bekannte Autorin wie Elke Heidenreich andernorts Hunderte Besucher zu einer Lesung ziehen, etwa im Ruhrgebiet, liest sie bei den Eifel-Kulturtagen auch schon vor 250. Und sie kommt wieder. Mit ihr und dem Programm „Männer in Kamelhaarmänteln“ eröffnen die Eifel-Kulturtage am 9. April 2022 (Bad Bertrich) die neue Spielzeit – die 16. in Folge. In ihr präsentiert der gemeinnützige Kulturverein bis in den Dezember 2022 einen Genre-Mix aus Kabarett, Lesungen, Comedy, Flamenco und französischen Chansons. Dass das Festival Kultur dezentral in die ländliche Region bringt und unter anderem nach Waxweiler, Bad Bertrich, Bitburg und Hetzerath lockt, scheint auch ganz im Sinne des Kultursommers Rheinland-Pfalz zu sein, der die Reihe von Beginn an fördert. In all den Jahren waren mehr als 230 teils prominente Schauspieler, Politiker, Moderatoren und Publizisten bei dem Festival zu Gast.

Der große Schwerpunkt 2022 liegt auf Kabarett und Comedy: Da unterhalten Bühnenkünstler wie Johannes Flöck (Comedy, „Entschleunigung – aber zack, zack!“, 7. Mai, Wittlich-Lüxem), Badey & Ebbing (Musikkabarett, 14. Mai, Arenrath), Andrea Volk (Kabarett, 11. Juni, Eisenschmitt), Sascha Korf (Comedy, 1. Juli, Minderlittgen) oder der bewährte rheinische Humorist Konrad Beikircher (22. Juli, Bitburg, und mit seinem Weihnachts-Special am 17. Dezember im Atrium in Wittlich). Ebenso dabei das politische Kabarett-Duo Onkel Fisch (Kabarett, 10. September, Greimerath), Robert Griess (Kabarett, 17. September, Waxweiler),  Rechtsanwalt Justus Krux (Kabarett, 24. September, Wittlich), Peter Vollmer (Comedy, 25. Juni, Schalkenmehren), Albert Mittermeier (Kabarett, 8. Oktober, Strotzbüsch) und nicht zuletzt die vielfach preisgekrönte Kabarettistin Carmela de Feo (27. August, „Allein unter Geiern“, Hetzerath), die als stets ausverkaufter Dauergast an diesem Samstag die 2021er Ausgabe beschließt (ausverkauft).

Das Schalkenmehrener Maar bietet zudem die stimmungsvolle Kulisse für Französische Chansons mit Rouge Baiser (24. Juni) und Flamenco von Sabrina Le Guen (8. Juli). Dort ist auch die Mixed-Show „Kabarett à la surprise (9. Juli) geplant.

Ein dritter Schwerpunkt liegt auf der Literatur. Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr setzen die Eifel-Kulturtage den Abend „Literatur im roten Salon“ in der intimen Atmosphäre des Casinos in Wittlich fort. Dort präsentiert der frühere Zeit- und Spiegel-Reporter Dirk Kurbjuweit („Die Einsamkeit der Krokodile“, „Angst“) seinen Gesellschaftsroman „Der Ausflug“ und die Luxemburgerin Julia Holbe („Unsere glücklichen Tage“) „Boy meets Girl“. Darüber hinaus stellen junge Talente aus der Schreibwerkstatt der erfolgreichen Kinderbuch-Autorin Hanna Jansen ihre ersten literarischen „Gehversuche“ vor (23. September).

Das Wort Corona kommt im Programm nicht vor, doch hat die Pandemie den Rahmen des gerade begonnenen Ticketverkaufs mitbestimmt. Plätze werden je nach Gruppengröße der Besucher vergeben, um Freiräume zwischen den Gästen zu gewährleisten. Dem Virus und seinen Auswirkungen auf das Kulturleben zu trotzen, hält Laupichler für ganz wichtig. „Die Menschen fremdeln schon, wenn sie in einer Gruppe sind“, hat er beobachtet. Bei der 2021er Auflage fielen deshalb manche Veranstaltungen aus. „Doch bei den 70 Prozent, die stattfanden, hatten wir eine Auslastung von 93 bis 94 Prozent. Da habe ich zu der Zeit vor Corona keinen Unterschied bemerkt. Wir waren gut besucht.“

Alle Veranstaltungen der Eifel-Kulturtage beginnen um 20 Uhr. Karten gibt es unter www.eifel-kulturtage.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Rebel von John Miles
Von der Liebe
Vinyl der Woche: Rebel – John MilesVon der Liebe