Ein Abend voller Fantasie(n)

TRIER. (gkl) Fantasien standen im Mittelpunkt eines Klavierabends im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum. Wolfgang Manz führte sein Publikum durch 100 Jahre Kompositionsgeschichte.

Manchmal muss das Publikum schon viel Fantasie haben, damit es versteht, was ein Künstler mit seiner Musik ausdrücken will. Beim letzten Konzert der "Freunde künstlerischer Museumsveranstaltungen Trier" im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum war das nicht nötig. Was hier erklang, war getragen von klaren Vorstellungen, hatte eine deutliche Zielsetzung, die auch erreicht wurde. Den ersten Erfolg gab es schon vor Konzertbeginn. Die Veranstalter mussten noch eine gehörige Anzahl Stühle herbeischaffen, um allen Musikfreunden einen Sitzplatz zu verschaffen. Soviel Publikum hatte man selten bei den Kammerkonzerten im Museum gesehen. Der Solist des Abends, Wolfgang Manz, sollte seine Zuhörer dann auch nicht enttäuschen. Er hatte sein Programm unter die Überschrift "Fantasien für Klavier" gestellt und gab einen werkgeschichtlichen Abriss über 100 Jahre. Angefangen bei Wolfgang Amadeus Mozarts Fantasie c-Moll KV 475 bis zu Johannes Brahms' sieben Fantasien Opus 116 zeichnete Manz in feinen Linien nach, wie sich die Gattung Fantasie entwickelt hat. Doch was im Museum zu erleben war, gestaltete sich nicht zu einer reinen kompositionstechnischen Lehrveranstaltung. Der Prorektor der Musikhochschule Nürnberg-Augsburg belegte auch seinen Ruf als Pianist. Sein Anschlag begei-sterte, sein Piano war delikat, sein Forte voller wohldosierter Kraft. Gefühlvoll führte er sein Publikum durch die Welt der "Sonata quasi una fantasia" in cis-Moll von Ludwig van Beethoven, auch bekannt als Mondscheinsonate, und als Höhepunkt des Abends durch die Fantasie fis-moll, Opus 28, von Felix Mendelssohn Bartholdy. So wie dieses Werk hier erklang, muss man sich tatsächlich fragen, warum es so selten auf Konzertprogrammen zu entdecken ist. Zu Recht bezeichnete Manz es als "eine Perle der Klavierliteratur". Er gab dieser Perle eine schlichte und gerade dadurch die Schönheit unterstreichende Fassung.

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